
7.3 Zusatzelemente an Zylindern 195
x Stangendichtungen
In Hydraulikzylindern ist die Stangendichtung die kritische Stelle. Von ihr wird
im Stillstand (v
Kolben
= 0) und während der Bewegung absolute Dichtheit erwartet.
Sie hat gegenüber der Kolbendichtung eine hohe Vorpressung und verursacht da-
her auch die größte Reibung. Den Stangendichtungen muss, aufgrund der an sie
gestellten Anforderungen, besonderes Augenmerk geschenkt werden. Die Dicht-
kante ist dabei so zu gestalten, dass sie keine Leckage zulässt, trotzdem aber einen
ausreichenden Schmierfilm aufbaut, damit keine übermäßige Reibung entsteht.
Reißt der Schmierfilm am Anfang der Dichtung ab, arbeitet der Rest der Dichtung
im Trockenlauf. Dies kann zu kritischen Temperaturerhöhungen, übermäßigem
Verschleiß und zu Stick-Slip-Effekten führen. Wegen der großen Dichtheits-
anforderung an Stangendichtungen wurden in den letzten Jahren verstärkt PUR-
Werkstoffe eingesetzt, deren Abdichtfähigkeit um eine Größenordnung höher liegt
als die vergleichbarer Gummiwerkstoffe. Grund dafür ist das gute Elastizitätsver-
halten bei großen Shore-Härten. Nach der Art der Anpresskrafterzeugung werden
Stangendichtungen in Lippen- und Kompaktdichtungen unterschieden.
x Lippendichtungen
Der Nutring ist das Standardelement für Lippendichtungen. Unter ihnen gibt es
solche mit gleich langer Innen- und Außenlippe, die hauptsächlich aus Elastome-
ren oder Polyurethanen gefertigt werden. Daneben finden auch mit Elastomeren
getränkte Gewebedichtungen Anwendung.
Der Querschnitt der Dichtung ist größer als der Nennquerschnitt des Einbau-
raumes, um durch das Übermaß und die dadurch hervorgerufene Vorspannung
eine Dichtwirkung zu erzielen. Dabei kommt der Rücken der Dichtung im un-
belasteten Zustand nicht zur Anlage an die Gegenfläche. Steigt der Druck des
Hydraulikmediums, führt dies zur Verformung des Dichtelements und zu einer
wachsenden Auflagefläche der Dichtung, bis diese bei höheren Drücken über ihre
gesamte Länge zur Anlage kommt. Durch das Druckmedium werden bei
steigender Belastung die Lippen auseinandergepresst.
Imprägnierte Gewebedichtungen benötigen wegen ihrer großen Steifheit im
Niederdruckbereich einen Stützring, für den oft Elastomere eingesetzt werden. Sie
stellen besondere Konstruktionsanforderungen an den Einbauraum und dessen Zu-
gänglichkeit und werden auch als Dichtungen an ruhenden Flächen eingesetzt.
Droht bei zu großen Drücken Spaltextrusion, indem die Dichtung in den Spalt hin-
ter der Dichtung gequetscht wird, bieten thermoplastische Backringe Abhilfe.
Dabei sind moderne Polyurethane nicht so anfällig wie Elastomere und kom-
men daher teilweise auch ohne Backring aus. Neuere Nutringkonstruktionen ha-
ben eine verkürzte Innenlippe. Der Dichtvorgang geschieht auf die gleiche Weise
wie bei Nutringen mit gleichlangen Lippen. Der Dichtungsrücken hat etwas Un-
termaß, so dass im Niederdruckbereich nur die Dichtlippe zur Absenkung der
Reibkraft anliegt. Um die Dichtwirkung im Niederdruckbereich zu verbessern,
werden Nutringe mit einer weiteren Dichtkante ausgeführt. Bei dieser Art kommt
im Hochdruckbereich ebenfalls die gesamte Dichtungslänge mit der Stange in Be-
rührung. Durch Aufrauung der Dichtfläche mit 2 – 3 Gewebelagen wird eine Auf-