1 Einleitung 3
In diesem Buch werden physikalische und fachspezifische Grundlagen, Kom-
ponenten und Geräte sowie Schaltungen behandelt, in denen das hydrostatische
Übertragungsprinzip angewendet wird. Dynamische Vorgänge treten auch beim
hydrostatischen Antrieb, insbesondere bei kritischen Strömungszuständen, An-
lauf- oder Bremsvorgängen auf. Sie bilden im Leistungsbereich keine dominie-
rende Rolle. Ihre Kenntnis und Behandlung ist jedoch eine wichtige Voraus-
setzung zur Optimierung des dynamischen Verhaltens hydraulischer Anlagen.
Der Begriff Ölhydraulik wurde seit langem in der Technik geprägt und ist we-
gen des vorwiegenden Einsatzes von Mineralölen noch immer üblich. Da heute in
zunehmendem Maße auch andere Flüssigkeiten eingesetzt werden, sollte er besser
durch den Begriff Hydraulik ersetzt werden.
Für die Gesamtheit der hydrostatischen und pneumostatischen Antriebe, Steue-
rungen und Regelungen wird zunehmend der Begriff Fluidtechnik verwendet.
Nach DIN ISO 1219 wird in fluidtechnischen Anlagen (flüssig oder gasförmig)
innerhalb eines Kreislaufes übertragen, gesteuert oder geregelt. Damit ist die Hyd-
raulik ein Teilgebiet der Fluidtechnik.
Die optimale Lösung einer Antriebs- und Steuerungsaufgabe ist immer davon
abhängig, in welchem Maße die technischen, wirtschaftlichen und ergonomischen
Forderungen erfüllt werden. Es gibt in der Technik eine Reihe typischer An-
wendungsfälle und Anwendungsgebiete, bei denen auf Grund besonderer Vorteile
einer Getriebe- bzw. Antriebsart ausschließlich diese zur Anwendung kommt. So
werden Linearantriebe zur Bewältigung großer Kräfte auch bei kleinsten Ge-
schwindigkeiten ausschließlich hydraulisch ausgeführt. Das gilt z. B. für be-
stimmte Pressen in der Automobilindustrie, für Kunststoffpressen, für Hubantriebe
bei Gabelstaplern, Baggern, Schauflern, Ladern und Mobilkranen. Auch werden
bei schweren Arbeitsmaschinen und Landmaschinen die Fahrantriebe hydraulisch
ausgeführt. In Werkzeugmaschinen, in der Roboter- und Fertigungstechnik sowie
in der Walzwerktechnik, im Schwermaschinenbau, im Schiffbau, in Flugzeugen
und in Transportfahrzeugen ist die Hydraulik häufig anzutreffen. Zunehmend ist
die Anwendung der Hydraulik in Kraftfahrzeugen zu beobachten. In der Antriebs-,
Steuerungs- und Regelungstechnik werden neben der Hydraulik auch pneumati-
sche, elektrisch/elektronische und mechanische Lösungen oder Kombinationen
verwendet. Besonders hat sich der elektrohydraulische Antrieb verbreitet, wobei
mit Mikrorechnern gekoppelte Antriebe, Steuerungen und Regelungen weiter an
Bedeutung gewinnen. Die mit elektrohydraulischen Servoventilen erreichte hohe
Dynamik und Genauigkeit bei Präzisions-Stellantrieben in Verbindung mit digita-
len Regelungen hat durch den Einsatz von elektrohydraulischen Proportional-
ventilen einen wirtschaftlich vertretbaren Aufwandsbereich erreicht. Neuerdings
sind elektrohydraulische Aktoren in der Entwicklung, die mit piezoelektrischer
oder magnetostriktiver Ansteuerung arbeiten und eine Minimierung der
hydraulischen Ventiltechnik erwarten lassen. Damit wird die Hydraulik zu-
nehmend integraler Bestandteil der Mechatronik.
In vielen Anwendungsfällen ist es erforderlich, aus vorhandenen Lösungs-
möglichkeiten, auch verschiedener Energieformen, in einem Variantenvergleich
die geeignetste Lösung zu ermitteln. Dazu ist die Kenntnis der Vor- und Nachteile