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HEES schon bei geringsten Wassergehalten (0,1%) sowie die Beeinflussung von
Dichtungselastomeren bis hin zur Zerstörung [3.23]. Notwendig ist hier eine enge
Zusammenarbeit von Öl- und Komponentenherstellern sowie Anwendern!
Der gegenwärtig noch hohe Preis relativiert sich, wenn durch entsprechende
Wartungsmaßnahmen (ganz wesentlich: Feinstfilterung im Nebenstrom) das Öl-
wechselintervall um den Faktor zwei bis sechs verlängert werden kann. Nicht zu-
letzt dürfte die Erhöhung der Verarbeitungsmengen zur Preisabsenkung beitragen.
Weitere ökonomische Aspekte sind verringerte Versicherungsprämien, weniger
Auflagen bei der Lagerhaltung und Entsorgung sowie bessere Chancen bei Aus-
schreibungen.
Unbedingt zu beachten ist die notwendige große Sorgfalt bei der Umstellung
einer Anlage von Mineral- auf Bioöl („Umölung“), weil der Restölgehalt höchs-
tens 1 bis 2 % betragen darf. Diese äußerst niedrigen Grenzwerte erfordern eine
gründliche und fachgerechte Spülung, s. Einheitsblatt VDMA 24569. In der Praxis
ergibt sich oft das Problem, dass die Kontrolle der Befüllung von Maschinen mit
biologisch schnell abbaubaren Flüssigkeiten nur mit hohem Aufwand möglich ist.
Für den Nachweis, ob wirklich Bioöle eingesetzt sind, stehen neu entwickelte
Bioölsensoren zur Unterscheidung zwischen Bio- und Mineralöl im preiswerten
Schnelltest zur Verfügung [3.24].
3.4.4 Rheologische Flüssigkeiten
Erste Ideen für die Nutzung rheologischer Flüssigkeiten stammen aus den 40er
Jahren des letzten Jahrhunderts [3.30]. Praktische Umsetzungen sind erst in jüngs-
ter Zeit realisiert worden [3.31, 3.32]. Es gibt zwei Arten rheologischer Flüssig-
keiten:
x elektrorheologische Flüssigkeiten (ERF) und
x magnetorheologische Flüssigkeiten (MRF).
Die ERF stellen Suspensionen aus polarisierbaren Feststoffteilchen mit hoher Di-
elektrizitätszahl DEZ (z. B. Metalloxide, Polymere mit in ihnen gelösten Metall-
ionen) und einem flüssigen Trägermedium mit geringer elektrischer Leitfähigkeit
und niedriger DEZ (z. B. Silikonöle, aromatische Kohlenwasserstoffe, Paraffine)
dar [3.2]. Bei ERF wird durch eine elektrische Spannung ein Feld erzeugt, dass
durch Ausrichtung von elektrisch geladenen Teilchen ein Feld erzeugt, welches
die Scherspannung der Flüssigkeit verändert.
Der Einsatz von MRF erfordert ein magnetisches Feld, das die gleiche Wirkung
zur Folge hat. Magnetorheologische Flüssigkeiten (MRF) sind Suspensionen von
kleinsten magnetisch polarisierten Teilchen in einer Trägerflüssigkeit. Die Partikel
(oft Eisen) müssen in der Trägerflüssigkeit (z. B. Mineralöl oder Silikonöl) fein
verteilt sein. Mittlerweile gibt es verschiedene MRF, die den jeweiligen Einsatz-
bedingungen angepasst werden können [3.33].
Bei Stromfluss durch eine Spule, die die MRF zumindest teilweise umschließt,
entsteht ursächlich ein veränderliches Magnetfeld, das die Metallpartikel polari-
siert. Dieser Effekt ist im ms-Bereich realisierbar. Ein Abschalten des Stromes