Werte nicht formal auf Stückverzinken übertragen werden können, so bleibt die
generell positive Tendenz gültig [3.74, 3.75].
Als Alternativen zur Vibration sind die energiearme Schaukelmechanik und das
Umpumpen der Beize zu nennen. Rohr und Hohlprofile sind längs ihrer Achse zu
fluten. Vor allem bei Körben mit der dichten Packung an Werkstücken ist eine
Bewegung erforderlich, während Kleinteile in einer rotierenden Trommel einen
guten Flüssigkeitsaustausch erhalten. Abzulehnen ist die Luftbewegung der Beize,
da nach der Gleichung
Gl. 3.94FeCl
2
+O
2
+4HC1 R 4FeCl, + 2 H
2
O
unter zusätzlichem Verbrauch von Salzsäure dreiwertige Eisenionen entstehen, die
gemäß Gl. (3.7) zu weiteren Materialverlusten beitragen. In ruhenden Beizen bildet
sich eine obere sauerstoffreichere Schicht, die hier zu einem stärkeren Abtrag an den
Werkstücken führt [3.69]. Eine Bewegung bietet die Verdrängung von Luftsäcken an
ungünstig geformten Bauteilen als weiteren Vorteil.
3.5.2.3 Inhibition und Wasserstoffversprödung
Grundlagen
Die Gleichung 3.6 stellt die Auflösung des Eisens in Salzsäure summarisch in einer
vereinfachten Form dar. Zum tieferen Verständnis des Ablaufes sei erläutert, dass
innerhalb des elektrochemischen Korrosionsprozesses die Teilvorgänge
Gl. 3.10Fe R Fe
++
+2 e
-
und
Gl. 3.112H
+
+2e
-
R 2H
zwar nebeneinander existieren, jedoch nach verschiedenen Reaktionsmechanismen
ablaufen. Das bedeutet, dass die der Beize zugesetzten bzw. aus dem Stahl gelösten
Substanzen jeden Teilschritt unterschiedlich blockieren (inhibieren) oder aktivieren
(promovieren) können. Für den nach Gl. 3.11 gebildeten atomaren Wasserstoff
entscheiden die jeweiligen Milieubedingungen in der Grenzschicht Beize/Werk-
stoff, ob er sich zu Molekülen zusammenlagert und als Gasblase aus der Beize
entweicht, oder ob er in das Eisen diffundiert. Im letzten Fall bildet er mit dem Eisen
Einlagerungsmischkristalle, die ihm eine hohe Diffusionsgeschwindigkeit im
Gefüge vermitteln. An Gitterstörstellen (Korngrenzen, Schlackeneinschlüssen,
Lunker) entstehen nichtdiffundierende Wasserstoffmoleküle, die in der einge-
schlossenen Gasblase erhebliche Drücke erzeugen können und zu den bekannten
Beizblasen (Abb. 3.1 und 3.2) führen [3.77]. Bei Stählen mit einer Zugfestigkeit über
1000 N/mm
2
tritt bei örtlicher Anreicherung von atomaren Wasserstoff und
plötzlicher Zugbeanspruchung besonders an scharfkantigen Stellen, z. B. an den
Köpfen von HV-Schrauben, die wasserstoffinduzierte Spannungsrisskorrosion,
vereinfacht Wasserstoffsprödigkeit, auf. Der Sprödbruch wird von dem Feuerver-
3 Technologie der Oberflächenvorbereitung
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