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12 Mehrkörpersysteme
In den letzten Jahren hat mit der Entwicklung mechatronischer Systeme der MKS-Ansatz
größere Bedeutung erlangt, da er Kinematik, Kinetik und Elastik (EMKS)
*)
miteinander ver-
knüpfen kann. Mittlerweile können umfangreiche MKS-Analysen mit komfortablen Pro-
grammen (z. B. MEDYNA, ADAMS-ANYS) bearbeitet werden, wobei die Programme lau-
fend verbessert werden. Erst die MKS-Theorie hat Gesamtsystemsimulationen (Fahrzeuge,
Roboter etc.) im Rechner ermöglicht und die Probleme somit einer Optimierung /KNO 96/
erschlossen. Weil die Anwendungsbreite zunehmen wird, soll abschließend noch die Lücke
zwischen MKS und FEM geschlossen werden.
12.1 Merkmale eines MKS
In der Technik kommen überwiegend geregelte Mehrkörpersysteme /LAG 94/ mit definier-
ten An- und Abtrieben vor. Diese Systeme bezeichnet man als kinematisch linear, wenn die
Geometrie- bzw. Lageänderungen zwischen den Einzelkörpern klein bleiben. Nichtlineare
Geometrien kommen in der Praxis recht selten vor.
Ein Mehrkörpersystem stellt immer ein mechanisches Ersatzsystem (Modell) einer techni-
schen Realisierung dar. Hieraus folgt, dass Annahmen zu treffen sind, die die „realen
Verhältnisse“ bestmöglich annähern. „Bestmöglich“ bedeutet im Ingenieurwesen: so real
wie möglich, einschätzbare Vernachlässigungen und angemessener Aufwand.
Im umseitigen Bild 12.1 ist ein mögliches Mehrkörpersystem angedeutet worden. Diesem
lassen sich die folgenden Eigenschaften zuordnen:
Es besteht aus einer endlichen Anzahl N von Körpern (starr oder elastisch).
Die Körper sind durch passive, mechanische oder elektromechanische sowie durch aktive
Elemente (Antriebe) untereinander verbunden. Zugleich treten kinematische Bedingungen
durch Führungen, Lager und Gelenke auf.
Die kinematischen Bindungen erzeugen Zwänge, die die Bewegungsmöglichkeiten des
MKS einschränken.
und
Auf die Körper können äußere Kräfte
i
F und Momente
i
M (i = 1, ..., n) einwirken.
Wird mit r die Anzahl der gegebenen Zwangsbedingungen bezeichnet, dann hat das MKS
den Freiheitsgrad
f = rN6 (bei räumlichen Bewegungen)
bzw.
f = rN3 (bei ebenen Bewegungen).
*)
Anmerkung: Bei MKS existiert auch eine Theorie der „flexiblen MKS“, abgekürzt EMKS.