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11 Wärmeübertragungsprobleme
Schon in der einleitenden Wertung der FE-Methode wurde herausgestellt, dass die Methode
nicht nur in der Elastizitätstheorie, sondern auch bei Feldproblemen wie Wärmeleitung, Po-
tenzialströmung elektrischer Felder und Magnetismus anwendbar ist. Da insbesondere die
Wärmeübertragung im Maschinen- und Fahrzeugbau eine wichtige Rolle spielt, wollen wir
in der nachfolgenden Darstellung auch noch kurz auf die methodische Aufbereitung dieses
Problemkreises /SVO 75/ eingehen.
11.1 Physikalische Grundlagen
Die weiteren Ausführungen sollen auf homogene, metallische Materialien eingeschränkt
bleiben. Demzufolge wollen wir unter Wärmeübertragung die Ausbreitung von Wärme in
Körpern charakterisieren und als einen Austausch von wärmeren mit kälteren Zonen ver-
stehen. Würde bei einem derartigen Austausch nicht laufend neue Wärme zugeführt, so
würde ein Ausgleichsvorgang einsetzen, an dessen Ende der gesamte Körper eine einheit-
liche Temperatur hätte. Während dieses Ausgleichsvorganges ändert sich die Temperatur an
jedem Ort des Körpers mit der Zeit. Alle Ausgleichs-, Aufheiz- und Abkühlvorgänge sind
demnach instationäre Wärmeübertragungsvorgänge (T(x, y, z; t)).
Ändert sich dagegen das Temperaturfeld zeitlich nicht, so hat man es mit einem stationären
Wärmeübertragungsvorgang (T(x, y, z)) zu tun. Ein derartiger Vorgang bedarf somit einer
dauernden Wärmezufuhr, wobei der Körper als Energieleiter fungiert.
Das Vordringen eines Wärmestroms (= Wärmemenge/Zeit) in einem Körper ist aber nur
möglich, wenn ein Temperaturgefälle vorhanden ist. Der Wärmestrom sucht sich deshalb
seinen Weg dort, wo das Temperaturgefälle am steilsten ist. Der Wärmestrom muss darum
eine Proportionalität zum Temperaturgradienten
*)
, zur Größe der Berührungsfläche und zur
Wärmeleitfähigkeit O des Materials aufweisen. Diese Überlegung führt letztlich zur so ge-
nannten Fourier‘schen Wärmeleitungsgleichung
QA
T
n
O
w
w
, (11.1)
die man auch pro Fläche beziehen und als Wärmestromdichte
q
Q
A
T
n
O
w
w
(11.2)
angeben kann.
Der ablaufende Vorgang der Wärmeübertragung kann mit der Strömung von Wasser durch
Kies verglichen werden. Demnach entspricht die stationäre Wärmeübertragung einer Strö-
*)
Anmerkung: Ein Gradient ist negativ, wenn er vom höheren zum niedrigeren Potenzial führt. Der Wärme-
strom breitet sich infolgedessen in Richtung des negativen Temperaturgradienten aus.