9.6 Erzwungene Schwingungen
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Wertet man nun die Auslenkung in den Bereichen aus, so zeigt sich, dass das System außer-
halb der Impulsdauer der größten Amplitude unterworfen ist. Mit vorhandener Struktur-
dämpfung würde diese Schwingung dann aber auch ausklingen.
Eine schöne Anwendung für einen Impuls stellt ein Rammvorgang als Hammerschlag dar.
Umseitig ist im Bild 9.18
ein Stahlpfahlrohr ( 1,6 m, 35 m lang, 40 mm Wandstärke) ge-
zeigt, mit dem Windenergieplattformen in der Nordsee verankert werden. Das Pfahlrohr
wird mittels einer hydraulischen Hubramme (maximale Energie: 820 kJ, Hammermasse:
45,4 t) mit 6 m/s etwa 16 m tief in den Meeresboden getrieben. Die Ramme schlägt aller-
dings nicht direkt auf das Rohr, sondern auf einen puffernden Amboss (Masse: 15 t), der im
Wesentlichen Pendelschlageffekte ausschaltet.
In der zusammengefassten Auswertungsdarstellung sind auch Details der Modellierung er-
kennbar: Das Rohr ist aus linearen Rechteck-Schalen-Elementen aufgebaut mit einem linear
elastischen Werkstoffgesetz. Am linken Ende ist der frei aufliegende Amboss erkennbar, der
ebenfalls durch Schalen-Elemente idealisiert worden ist und im Kontakt zum Rohr steht. Das
Eindringen in den Meeresboden wurde am rechten Ende über eine breite Elementreihe mit
einem auf den Meeresboden kalibrierten plastischen Werkstoffgesetz abgestimmt. Dieses
spezielle Verhalten ist durch Eindringmessungen bei der Pfahlgründung der FINO-Plattform
vor der Nordseeinsel Borkum in einen Sandboden gewonnen worden. Insofern sind die An-
nahmen sehr real.
In der Auswertung am Bildschirm kann man erkennen:
x Durch den Rammschlag bildet sich unter dem Amboss eine Druckwelle aus mit v = 6 m/s.
In Zeitinkrementen erkennt man im Impulseinleitungsbereich ein Stauchen und Ent-
spannen des Rohrmundstückes.
x Die durchlaufende Welle fächert sich in dem konischen Rohrbereich auf und verlangsamt
sich im zylindrischen Bereich auf v = 5,5-4,0 m/s.
x Die durch die Welle induzierte Beanspruchung mit
2
v
N/mm250 V bleibt noch unter-
halb der Streckgrenze des Materials, sodass das Rohr die Intensität des Rammschlages
aushalten kann.
x Die Wellenbeschleunigung ist beim Rammschlag mit a = 10,63
2
m/s sehr dicht an der
Erdbeschleunigung und verlangsamt sich auf a = 2,74
2
m/s am Rohrende.
x Würden bei Hammerschlägen die Impulse zeitlich sehr schnell aufgebracht, so würde eine
Überlagerung von Wellen stattfinden und das Rohr letztlich versagen.
Die FE-Ergebnisse bezüglich der Spannung, Geschwindigkeit und Beschleunigung stimmen
bis auf 10,4 % mit Laborversuchen überein, die ein Messinstitut unter idealen Bedingungen
mit dünnwandigen Rohren in Belastungsversuchen ermittelt hat. Für den vorliegenden An-
wendungsfall, wo es ausschließlich um die Festigkeit und Stabilität der Pfahlrohre ging, ist
dies ausreichend genau.