182
8 Kontaktprobleme
Die bisherigen FE-Formulierungen bezogen sich nur auf das mechanische Verhalten einzel-
ner unabhängiger Körper. Hat man es mit mehr als einem Körper (zusammengebaute Struk-
tur) zu tun, so besteht die Möglichkeit des Körperkontaktes infolge Verformung. Die dabei
auftretenden mechanischen Effekte wie Stoßeffekte, Grenzflächendeformationen, Haftung,
Reibung oder wieder Trennung der Körper infolge eines Körperkontakts können mit der bis-
her behandelten Theorie nicht beschrieben werden. Die Körper würden ohne Widerstand
ineinander eindringen. Da dem in der Realität nicht so ist, ist es erforderlich, für die Finite
Elemente Methode ein Verfahren zur Verfügung zu haben, welches im Kontaktfall zwischen
Körpern die mechanischen Gegebenheiten realitätsnah abbildet. Diesem Zweck dienen so
genannte finite Kontaktelemente. Mithilfe der Kontaktelemente modelliert man die Grenz-
flächen der Körper in den Bereichen, wo man Kontakt vermutet. Solange kein Kontakt auf-
tritt, läuft die Berechnung in der bekannten Weise ab. Sollten aber Kontaktflächen aufein-
ander treffen, so setzt ein iterativer Gleichgewichtsalgorithmus ein.
8.1 Problembeschreibung
Im Gegensatz zu der bisher dargestellten Theorie beschränkt sich die Formulierung der Kon-
taktelemente nicht nur auf eine rein mathematisch-mechanische Formulierung, sondern sie
beinhaltet zusätzlich einen Rechenalgorithmus, der zwischen modellierten Kontaktflächen
einen Kontakt erkennen muss. Auch wenn die einfachsten konstitutiven Beziehungen, wie
zum Beispiel das Coulomb’sche Reibungsgesetz, verwendet werden, ist die computerge-
mäße Beschreibung des hochgradig nichtlinearen Kontaktproblems schwierig. Die Schwie-
rigkeit der Formulierung und Modellierung des Kontaktproblems liegt beispielsweise in dem
Unvermögen, die sich ergebenden Kontaktflächen genau vorherzusagen. Die Randbedin-
gungen sind der Analyse auch a priori nicht bekannt, sie hängen nämlich von den Lösungs-
variablen selbst ab. Folglich ist ein inkrementelles Lösungsverfahren erforderlich.
Die hier dargestellte Theorie zur Behandlung von Kontaktproblemen erlaubt die Behandlung
von zweidimensionalen ebenen Kontaktproblemen unter quasistatischen Bedingungen, d. h.,
bei aneinander abgleitenden Kontaktflächen bewegen sich die Körper so langsam, dass
dynamische Effekte wie Trägheitseffekte und Dämpfungseffekte in den relativ zueinander
bewegten Kontaktflächen vernachlässigbar sind. Das umseitige Bild 8.1 zeigt schematisch
das hier betrachtete ebene Kontaktproblem in Form zweier beliebiger Körper, die sich unter
Belastung berühren.
Die Festlegung als Kontakt- und Zielkörper ist im Prinzip willkürlich, hängt aber davon ab,
ob ein symmetrischer oder asymmetrischer Kontakt vorliegt.
x Beim symmetrischen Kontakt kann jeder Körper zum Ziel- oder Kontaktkörper erklärt
werden.
x Beim asymmetrischen Kontakt ist es zweckmäßig, bestimmte Regeln einzuhalten:
Wenn der Kontaktbereich auf einer Oberfläche eben/konkav ist und auf der anderen
Oberfläche scharfkantig/konvex ist, sollte die ebene/konkave Oberfläche die Ziel-
fläche sein.