6 Wahl der Ansatzfunktionen
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Kompatibilität zwischen den Elementen bedeutet in diesem Fall, dass die Verschiebungen
im Inneren und auf den Rändern der Elemente kontinuierlich sein müssen. Hierdurch wird
sichergestellt, dass bei einer belasteten Elementgruppierung kein Klaffen der Elementränder
auftritt. Diese Forderung ist bei den Elementen leicht zu gewährleisten, bei denen nur
translatorische Freiheitsgrade (
Stab-Element, Viereck-Scheiben-Element) auftreten oder die
Elemente nur über einen Eckknoten (
Stab- mit Balken-Element) gekoppelt sind.
Schwieriger ist hingegen die Kompatibilität bei den Elementen (
Platten-, Schalen-Elemente)
sicherzustellen, bei denen Drehungen aus den ersten Ableitungen der translatorischen Ver-
schiebungen folgen. Wie wir später noch erkennen werden, unterscheidet man demgemäß
kompatible und nichtkompatible Elemente. Aus dieser Bedingung kann abgeleitet werden,
dass die Ansatzfunktion so viele Glieder haben muss, wie Freiheitsgrade in einem Element
vorkommen, und dass die Ansatzfunktion so oft differenzierbar sein muss, wie die höchste
Ableitung des Variationsfunktionals es erfordert.
Die
dritte Regel bezüglich der Konstantglieder kann physikalisch leicht begründet werden.
Stellt man sich vor, dass in einem berandeten Gebiet die Elemente immer mehr verkleinert
werden, so müssen letztlich im Grenzfall eines sehr kleinen Elements die Verzerrungen und
damit Spannungen im Element konstante Werte annehmen. Hierdurch wird wiederum die
Voraussetzung geschaffen, dass mit sehr kleinen Elementen jeder beliebig komplexe Verzer-
rungszustand in einem Gebiet darstellbar wird.
Die hier aufgeführten Forderungen lassen sich gut mit Polynomen des Typs
kj
i
yx D , für i, j, k = 1, 2, ..., n FHG (6.3)
befriedigen. Der Grad des Polynoms ist j + k, bis zudem bei kompatiblen Elementen das
Polynom vollständig sein muss.
Diese einfachen Ansatzbauformen kommen insgesamt der mathematischen Beschreibung der
FE-Methode sehr entgegen, da wiederholt differenziert und integriert werden muss. Eine
einfache Entwicklungsmöglichkeit für die Aufstellung derartiger Polynome bietet das im
Bild 6.3
dargestellte so genannte Pascal‘sche Dreieck, welches zwei- und dreidimensional
aufgebaut werden kann.
y
1
x
x
2
xy y
2
x
3
xy
2
y
3
x
4
xy
3
xy
22
xy
3
y
4
1
2
3
4
Polynom-
grad
Bild 6.3:
Terme für ein- und
zweidimensionale
Ansatzfunktionen