5.1. Modellbasierte pr
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adiktive Regelung 229
Zukunft
Vergangenheit
Pr
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adiktion y(k + i)
y,u
Referenz
y
R
(k + i)
Stellhorizont n
c
Pr
¨
adiktionshorizont n
p
u(k + i)
k + n
c
k + n
p
Zeitschritt
k
Bild 5.2: Prinzipieller Ablauf einer modellbasierten pr
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adiktiven Regelung (MPR).
Nachdem die Optimierung die Stellgr
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oßenfolge u
opt
(k + i)miti =0,...,
n
c
−1 ermittelt hat, wird nur der erste Wert dieser Folge, d. h. u
opt
(k)=u(k),
auf die reale Regelstrecke gegeben. Es wird also nicht die ganze Folge u(k + i)
f
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ur die Regelung verwendet, sondern nur ihr erster Wert u(k). Sofort nach der
Aufschaltung von u(k) wird der oben beschriebene Pr
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adiktions- und Optimie-
rungsprozess um einen Schritt in die Zukunft verschoben. Daher spricht man
auch von einem gleitenden Horizont. Der gleitende Horizont und die jeweils
nach einem Zeitschritt neu einsetzende Optimierung der Stellfolge u(k + i)
erlaubt eine Reaktion der MPR auf Prozessst
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orungen.
Man kann die Funktionsweise der MPR mit der Vorgehensweise eines
Schachspielers vergleichen. Dieser spielt gedanklich verschiedene Zugfolgen
durch, wobei er drei, vier oder mehr Z
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uge im Voraus betrachtet. Den ersten
der ihm optimal erscheinenden Kombination spielt er dann in der Realit
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at.
Die nach jedem Zeitschritt neu einsetzende Pr
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adiktion erfolgt, wie schon
beschrieben, auf Basis des Prozessmodells und der durch die Optimierung
errechneten Stellgr
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oßenverl
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aufe. Die Stellgr
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oßenverl
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aufe u(k+i) allein reichen
jedoch f
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ur die Pr
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adiktion nicht aus. Vielmehr muss auch der Zustand x(k)
zum Beginn des Pr
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adiktionszeitraumes bekannt sein. Denn nur auf der Basis
des Zustandes x(k) – sozusagen dem Anfangszustand des Systems f
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ur die
Pr
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adiktion – und der Stellgr
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oßenfolge u(k + i) kann die Ausgangsgr
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oßenfolge
y(k + i) und damit das G
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utemaß J berechnet werden. Im einfachsten Fall
bestimmt man x(k) durch Messung von x(k −1) und einem Rekursionsschritt
x(k)=f(x(k − 1), u(k − 1)). Ist die Messung nicht m
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oglich, so muss x(k)
anhand der historischen Verl
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aufe
u(k − 1), u(k − 2),...
und
y(k − 1), y(k − 2),...
durch einen Beobachter gesch
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atzt werden. Fasst man alle Elemente einer MPR
zusammen, so ergibt sich der in Bild 5.3 gezeigte Aufbau.