4.2. Reglerentwurf mittels exakter Linearisierung 179
4.2 Reglerentwurf mittels exakter Linearisierung
4.2.1 Grundidee und nichtlineare Regelungsnormalform
In diesem Kapitel soll ein Verfahren betrachtet werden, mit dem es direkt und
nicht
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uber den Umweg einer linearen N
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aherung der Regelstrecke m
¨
oglich ist,
Regler f
¨
ur nichtlineare Regelstrecken zu entwerfen. Grundgedanke hierbei ist
es, einen nichtlinearen Regler so zu entwerfen, dass er die Nichtlinearit
¨
at der
Regelstrecke kompensiert und insgesamt ein linearer Regelkreis entsteht.
Als Regelstrecken werden SISO-Systeme der Form
˙x = a(x)+b(x) · u,
y = c(x)
betrachtet, also Systeme, die nichtlinear in x, aber linear in u sind. Daher
bezeichnet man sie auch als eingangslineare Systeme oder eingangsaffine Sys-
teme. Die Annahme einer linear wirkenden Stellgr
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oße u ist keine große Ein-
schr
¨
ankung, denn viele technische Systeme sind linear in der Stellgr
¨
oße u.
Die Systemordnung ist n =dimx. Die Betrachtung von MIMO-Systemen
ist ohne großen Aufwand und auf
¨
ahnliche Weise wie im SISO-Fall m
¨
oglich
[83, 94, 163, 195]. Wir beschr
¨
anken uns hier nur deshalb auf SISO-Systeme,
um die Grundidee des Verfahrens m
¨
oglichst gut verst
¨
andlich herauszuarbei-
ten.
F
¨
ur den angedachten Reglerentwurf hat sich die Form der obigen System-
beschreibung als ung
¨
unstig herausgestellt. Man muss sie daher geeignet umfor-
men. Zu diesem Zweck verwendet man die Lie-Derivierte oder Lie-Ableitung,
die als Gradient einer skalaren Funktion h(x) multipliziert mit einem Vektor-
feld f(x)definiertist,d.h.als
L
f
h(x)=
∂h(x)
∂x
f(x) = grad
T
h(x) · f(x).
Im vorliegenden Fall gilt z. B.
L
a
c(x)=
∂c(x)
∂x
a(x),
wenn man die Lie-Derivierte auf die Ausgangsfunktion c anwendet.
Man bildet nun die zeitliche Ableitung der Ausgangsgr
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oße y und erh
¨
alt
˙y =
dc(x)
dt
=
∂c(x)
∂x
1
˙x
1
+ ...+
∂c(x)
∂x
n
˙x
n
=
∂c(x)
∂x
˙x.
Ersetzt man darin
˙x = a(x)+b(x) · u,
so ergibt sich
˙y =
∂c(x)
∂x
a(x)+
∂c(x)
∂x
b(x) · u