3.2. Zeitoptimale Regelung und Steuerung 129
Schritte zu gliedern: heuristischer Reglerentwurf, Stabilit
¨
atsanalyse des Re-
gelkreises und Simulation.
Die Gr
¨
unde f
¨
ur dieses Vorgehen sind vor allem darin zu finden, dass f
¨
ur
viele Problemstellungen analytische Entwurfsmethoden f
¨
ur Regelungen feh-
len oder diese sehr komplex sind. Oder das Entwurfproblem ist sehr einfach,
z. B. bei der Temperaturregelung von B
¨
ugeleisen oder Kaffeemaschinen, die
im Allgemeinen mittels eines Hysteresekennliniengliedes (Bimetall) geschieht.
Auf obige Weise kommt man dann nicht zum Ziel, wenn hohe Anforde-
rungen an die Regelg
¨
ute oder komplexe Regelstrecken vorliegen. In diesen
F
¨
allen ben
¨
otigt man entsprechende Reglerentwurfsverfahren. Ihr Ziel ist es,
eine bessere Regelg
¨
ute, als es mit linearen Reglern m
¨
oglich ist, oder sogar die
bez
¨
uglich eines G
¨
utekriteriums optimale Regelg
¨
ute zu erzielen. Eine Klasse
solcher optimaler Steuerungen und Regelungen sind zeitoptimale Steuerungen
und Regelungen. Bei diesen erfolgt, wie der Name schon sagt, eine Ausrege-
lung bzw. -steuerung in schnellstm
¨
oglicher Zeit t
e
von einem Anfangszustand
x
0
in den Endzustand x
e
= 0.
Als Regelstrecken werden lineare SISO-Systeme
˙x = Ax + bu (3.5)
betrachtet. Ausgangspunkt f
¨
ur den Entwurf ist die Forderung nach minimaler
Ausregelzeit t
e
,d.h.,manmussdasG
¨
utemaß
J = t
e
(3.6)
durch eine geeignet gew
¨
ahlte Steuerfunktion u(t) minimieren. Dabei ist zu
beachten, dass die Stellgr
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oße Beschr
¨
ankungen der Form
−u
max
≤ u ≤ u
max
(3.7)
unterliegt. Es ist also folgende Optimierungsaufgabe zu l
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osen: Suche die Steu-
erfunktion u(t)f
¨
ur das System (3.5) mit der Stellgr
¨
oßenbeschr
¨
ankung (3.7)
so, dass das G
¨
utemaß (3.6) f
¨
ur die Anfangsauslenkung x
0
minimal wird.
Gel
¨
ost werden kann obige Aufgabenstellung mittels des Maximum-Prinzips
von Pontrjagin [51, 72, 98, 181]. Die sich dabei im allgemeinen Fall ergeben-
den Regelgesetze u(t) sind oft sehr aufwendig zu bestimmen und außeror-
dentlich komplex zu realisieren. In der industriellen Praxis sind zeitoptimale
Regelungen, von wenigen Ausnahmen abgesehen [114, 143, 194], daher auch
nicht oft zu finden. Zeitoptimale Steuerungen dagegen sind einfacher zu be-
rechnen und zu realisieren. Sie finden sich in verschiedenen Anwendungen
[11, 15, 26, 31, 56]. Im Weiteren werden wir auf das Maximumprinzip ver-
zichten, da sich viele f
¨
ur die Praxis relevante F
¨
alle, insbesondere zeitoptimale
Steuerungen, auch ohne dieses berechnen lassen.
Der prinzipielle Verlauf der Stellgr
¨
oße u(t) einer zeitoptimalen Regelung ist
sehr einfach, denn u(t) wechselt sprungf
¨
ormig zwischen −u
max
und u
max
,wie
es Bild 3.15 exemplarisch zeigt. Es findet also eine Reihe von Umschaltungen