112 Kapitel 2. Grenzzyklen und Stabilit
¨
atskriterien
die sicher erf
¨
ullt ist, wenn
1
r
> max
3sin3ϕ − 3cos3ϕ − 5cosϕ − 5sinϕ
8000(2 − sin 2ϕ)
≈
1
1924
gilt.
F
¨
ur alle Werte r<1924, d. h. innerhalb des Kreises mit dem Radius
r = 1924, ist
˙
V (z) < 0. Die Ruhelage x
R4
ist also stabil und der Kreis mit
r = 1924 und seinem Mittelpunkt in x
R4
ist ein Ljapunov-Gebiet, d. h. ein
Einzugsgebiet. Allerdings bildet dieses Ljapunov-Gebiet, wie aus Bild 2.69 er-
sichtlich, durchaus nicht das maximale Einzugsgebiet. Letzteres besteht aus
der gesamten positiven Zustandsebene. Die Koordinatenachsen geh
¨
oren nicht
zu diesem Einzugsgebiet, da die hier beginnenden Trajektorien in die nicht-
mutualistischen Ruhelagen streben.
2.4.8 Instabilit
¨
atskriterium
Alle betrachteten Methoden zur Stabilit
¨
atsanalyse haben den Nachweis der
Stabilit
¨
at einer Ruhelage zum Ziel. Gelingt der Stabilit
¨
atsnachweis nicht, so
kann das darin begr
¨
undet sein, dass die Stabilit
¨
atsanalysemethode nicht ge-
eignet ist oder die Ruhelage instabil ist. Letzteres ist zwar ein trivialer Grund,
aber oft kein direkt ersichtlicher.
Es kann also sinnvoll sein, eine Ruhelage auf Instabilit
¨
at zu pr
¨
ufen. Im
Prinzip ist das m
¨
oglich, indem man um x
R
= 0 herum
˙
V (x)= ˙x
T
grad V (x) > 0
nachweist. Wir formulieren passend hierzu folgenden Satz, sozusagen als Um-
kehrung des Stabilit
¨
atssatzes von Ljapunov.
Satz 14 (Instabilit
¨
atssatz). Die Differenzialgleichung ˙x = f(x) mit der
Ruhelage x
R
= 0 besitze f
¨
ur jeden Anfangswert aus einer Umgebung U
1
(0) des
Ursprungs eine stetige und eindeutige L
¨
osung. Existiert dann eine Funktion
V (x) mit
(1) V (0)=0,
die in einer Umgebung U
2
(0) ⊆ U
1
(0) stetig ist, stetige partielle Ableitungen
besitzt und dort mit Ausnahme von x = 0 die Bedingungen
(2) V (x) > 0,
(3)
˙
V (x) > 0
erf
¨
ullt, so ist die Ruhelage x
R
= 0 instabil.
Bild 2.70 illustriert die Aussagen des obige Satzes. Mit diesem Satz kann
man allerdings nicht die Instabilit
¨
at einer Ruhelage nachweisen, wenn es außer
Trajektorien, die von der Ruhelage weglaufen, auch Trajektorien gibt, die in
diese Ruhelage einlaufen. S
¨
atze, die eine entsprechende Untersuchung erlau-
ben, finden sich in der weiterf
¨
uhrenden Literatur [66, 157]. Sie werden in der
Praxis allerdings selten verwendet.