1.2. L
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osung nichtlinearer Differenzialgleichungen 27
zeitkontinuierlichen Systemen dagegen kann Chaos erst ab der Systemordnung
n = 3 entstehen.
Die exakte Modellierung eines abgetasteten nichtlinearen zeitkontinuierli-
chen Systems durch eine Differenzengleichung (1.21) ist in den meisten F
¨
allen
unm
¨
oglich. Diese Situation ist g
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anzlich anders als bei linearen Systemen, wo
man aus dem zeitkontinuierlichen Modell relativ einfach das durch Abtastung
entstehende zeitdiskrete Modell berechnen kann. Diese einfache Berechnung
resultiert aus der Kenntnis der L
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osung der linearen Differenzialgleichung. Im
nichtlinearen Fall verf
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ugt man in der Regel nicht
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uber die Systeml
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osung und
kann daher auch das zeitdiskrete Modell nicht bestimmen, zumindest nicht
exakt. N
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aherungsweise ist dies schon m
¨
oglich.
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Uber die numerische L
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osung
nichtlinearer Differenzialgleichungen lassen sich n
¨
amlich N
¨
aherungsmodelle
f
¨
ur abgetastete nichtlineare Systeme ermitteln. Der L
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osung nichtlinearer Dif-
ferenzialgleichungen widmen wir uns im n
¨
achsten Kapitel.
1.2 L
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osung nichtlinearer Differenzialgleichungen
1.2.1 Grundlegendes und das Verfahren von Euler-Cauchy
Die L
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osung nichtlinearer Differenzialgleichungen mit Anfangswerten x(t
0
) und
z. B. t
0
= 0, so genannter Anfangswertprobleme
˙x(t)=f(x(t), u(t)),
x(t
0
)=x
0
,
ist im Gegensatz zu linearen Differenzialgleichungen in den meisten F
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allen,
wie erw
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ahnt, nur numerisch m
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oglich. Zu diesem Zweck ist eine Reihe von
Integrationsverfahren entwickelt worden [44, 173].
Sie basieren auf dem folgenden Prinzip, das ohne Einschr
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ankung der All-
gemeinheit f
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ur den Fall nur einer Zustandsgr
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oße x,also
˙x(t)=f (x(t),u(t)), (1.22)
illustriert werden soll. Durch Integration von Gl. (1.22) erh
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alt man die L
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osung
der Differenzialgleichung zu
x(t)=x(t
0
)+
t
t
0
f (x(τ),u(τ )) dτ. (1.23)
Man beachte, dass diese Gleichung implizit bez
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uglich x(t) und daher analy-
tisch meistens nicht l
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osbar ist. Die Integrationsverfahren l
¨
osen das Integral
in Gl. (1.23) daher durch mehr oder weniger gute N
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aherungen numerisch.
Genauigkeit und Rechenaufwand h
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angen dabei von der Wahl des Integrati-
onsverfahrens ab.