2.1 Einzelprozesse motorischer Energiewandlung 27
Ottomotor mit Saugrohreinspritzung ist hinsichtlich der emittierten Schadstoffe als
unproblematisch zu bezeichnen, da im Falle eines homogenen, stöchiometrischen
Motorbetriebs hohe Konvertierungsraten mit Hilfe des bewährten, geregelten
Drei-Wege-Katalysators erreicht werden. Mit dieser Technologie sind die heute
geltenden Schadstoffgrenzwerte zuverlässig zu erfüllen. Anders stellt es sich je-
doch bei Ottomotoren mit Direkteinspritzung dar, die überstöchiometrisch d.h. mit
Luftüberschuss betrieben werden. Infolge der beim Magerbetrieb sehr schlechten
Konvertierungsraten ist der Drei-Wege-Kat nicht mehr einsetzbar, sodass DE-
NOX-Katalysatoren zusammen mit Oxidationskatalysatoren verwendet werden
müssen, um die Schadstoffe aus dem Abgas weitgehend entfernen zu können. Die
Notwendigkeit komplexer Abgasnachbehandlungstechnologien stellt einen erheb-
lichen Kostenfaktor dar. Zur Bewertung der im Rahmen dieser Arbeit beschriebe-
nen Maßnahmen und Verfahren zur Wirkungsgradsteigerung ist auch deren Ein-
fluss auf die Schadstoffbildung von Bedeutung. Dieses setzt jedoch die Kenntnis
der einzelnen Mechanismen zur Schadstoffbildung voraus. Im Folgenden sollen
daher die wesentlichen Einflussgrößen und Phänomene beschrieben werden, so-
weit sie für das grundlegende Verständnis erforderlich sind. Für detailliertere
Informationen zur Schadstoffbildung sei beispielsweise auf [MER99] verwiesen.
Unverbrannte Kohlenwasserstoffe (HC)
Bei der Verbrennung von Kohlenwasserstoffen treten in den Bereichen, die bereits
von der Flamme erfasst worden sind, keine messbaren HC-Konzentrationen auf.
Die im Abgas vorhandenen unverbrannten Kohlenwasserstoffe stammen daher aus
Zonen, die nicht oder nur unvollständig von der Flamme erfasst worden sind.
Beim Ottomotor sind dies hauptsächlich wandnahe Schichten, in deren Bereich
die Brenngeschwindigkeit so stark abnimmt, dass die Flamme erlischt, bevor sie
die Wand erreicht (Quench-Effekt oder flame quenching). Das in diesen Zonen
vorhandene Gemisch verbrennt dann nicht mehr und wird bei der Aufwärtsbewe-
gung des Kolbens zusammen mit den übrigen Verbrennungsgasen ausgeschoben.
Beispiele für diese sogenannten Totvolumina sind Spalte der Zylinderkopfdich-
tung, Ventilsitze, Feuersteg, Kolbenringnut und Quetschflächen. Die wandnahe
Grenzschicht ist dabei umso größer, je kälter die Wand ist. Je kleiner die Zylin-
derhubvolumina sind, desto größer ist der Anteil von Spalten und kalten Wandbe-
reichen am gesamten Volumen. Motoren mit großen Zylindern sind daher hin-
sichtlich der HC-Emission vorteilhafter. Zudem verursacht die heiße Zylinderfül-
lung ein Abdampfen vornehmlich leichtflüchtiger Schmierölkomponenten von der
Zylinderwand. Diese Bestandteile nehmen aufgrund des Quench-Effektes eben-
falls nicht mehr an der Verbrennung teil.
Falls die Verbrennung weit in den Expansionstakt hineinreicht, z.B. verursacht
durch eine Spätverstellung des Zünd- oder Einspritzzeitpunktes, kann die Gastem-
peratur soweit absinken, dass die Flamme erlischt, bevor das gesamte Gemisch
verbrannt ist. Im Umkehrschluss bietet ein hohes brennraumseitiges Temperatur-
niveau gute Voraussetzungen für die Zündung und eine intensive Verbrennung der
Kraftstoffkomponenten. Beim heterogenen Dieselbrennverfahren werden unver-
brannte Kraftstoffanteile emittiert, wenn zu fette Gemischbereiche vorliegen und