2.1 Einzelprozesse motorischer Energiewandlung 23
was durch den hohen Gradienten des Brennverlaufs zum Ausdruck kommt. Im
Rahmen der nachfolgenden Diffusionsverbrennung läuft die Verbrennung „wei-
cher“, d.h. mit niedrigeren Brennverlaufs-Gradienten, ab. Die Umsetzung des
eingespritzten Kraftstoffes ist hier mischungskontrolliert. Durch die bei modernen
Dieselmotoren verwendeten Einspritzsysteme mit sehr hohen Einspritzdrücken ist
eine Reduzierung des Zündverzugs und damit des Anteils vorgemischter Verbren-
nung zu beobachten, sodass ein deutlich vorgemischter Verbrennungsanteil nur im
unteren Lastbereich auftritt [CHM98].
Bei vorgemischten Flammen, die im Rahmen der ottomotorischen Verbrennung
auftreten, ist die Brennrate stark von der Intensität der Ladungsturbulenz abhän-
gig. Damit sinkt bei Ottomotoren die Brenndauer mit steigender Last. Infolge der
thermodynamischen Randbedingungen innerhalb des Brennraumes sind die Ge-
schwindigkeiten der chemischen Reaktionen wesentlich höher als die Mischungs-
geschwindigkeiten von Luft und Kraftstoff. Die lokale Dichte dieser kinetischen
Energie bestimmt daher den Brennverlauf. Die Quellen für die Ladungsturbulenz
sind beim konventionellen SRE-Ottomotor die kinetischen Energien der Einlass-
strömung sowie der Quetschströmung aus dem Raum zwischen Kolben und Zy-
linderkopf. Beim Dieselmotor mit Direkteinspritzung und – in geringerem Maße –
beim DI-Ottomotor kommt als weitere Quelle die kinetische Energie der Ein-
spritzstrahlen dazu, die ihrerseits speziell beim Dieselmotor einen dominierenden
Anteil aufweist.
Wärmeübergang
Die Berechnung des Brennverlaufs setzt die Kenntnis der kurbelwinkelabhängigen
Wandwärmeverluste voraus. Dieser Wärmeübergang vom Arbeitsgas an die
Brennraumwände stellt einen erheblichen Verlust dar und setzt sich aus einem
konvektiven und einem Strahlungsanteil zusammen. Beide Anteile sind zueinan-
der phasenverschoben. Während die auftretende Gasstrahlung beim Ottomotor
von untergeordneter Bedeutung ist, muss die in der dieselmotorischen Diffusions-
flamme auftretende Rußstrahlung unbedingt berücksichtigt werden, da deren An-
teil am gesamten Wärmeübergang insbesondere bei Volllast mit hohen, temporä-
ren Rußkonzentrationen bis zu 50% betragen kann [BOU91]. Innerhalb der Brenn-
raumwand erfolgt die Wärmeübertragung durch Wärmeleitung. Kühlmittelseitig
tritt vorwiegend Konvektion auf. Neben den Auswirkungen auf den Wirkungsgrad
beeinflusst der Wandwärmeübergang die thermische Bauteilbelastungen sowie
über die Temperatur des Arbeitsgases auch die Reaktionskinetik für die Schad-
stoffbildung.
Die Komplexität der zeitlich und örtlich veränderlichen Prozesse innerhalb des
Brennraumes verhindert eine exakte analytische Beschreibung insbesondere des
gasseitigen Wandwärmeüberganges. Die Problematik war Gegenstand vieler wis-
senschaftlicher Untersuchungen, die zu unterschiedlichen Wärmeübergangsmodel-
len geführt haben; einen Überblick hierzu liefert z.B. [EIG00]. Das in der Praxis
bekannteste Modell ist der halbempirische Ansatz von WOSCHNI [WOS70], der
von [HUB90] erweitert worden ist. Ausgehend vom Newton´schen Ansatz für den
Wandwärmestrom gilt: