
4.4 Strömungswiderstände 69
häufig vorkommende Leckstelle. Leckvolumenströme Q
L
sind Volumenstromver-
luste, die über eine Leckstelle nach außen (äußere Leckverluste) oder in Räume
mit niedrigerem Druck innerhalb hydraulischer Komponenten (innere Leckver-
luste) fließen.
Sie werden von der Volumenstromquelle gefördert, stehen aber nicht zur Be-
wegung der Hydromotoren (Arbeitszylinder oder Rotationsmotoren) zur Ver-
fügung. Das führt dazu, dass die Geschwindigkeit der Arbeitszylinder bzw. die
Drehzahl der Rotationsmotoren mit steigender Belastung abnehmen. Als Folge der
durch Leckvolumenströme verursachten Verringerung des Flüssigkeitsvolumens
in geschlossenen Räumen können mit aktiven Lasten beaufschlagte Hydromotoren
(s. Abschn. 5.5) im Stillstand ihre Position nicht einhalten. Die zur Beseitigung
dieses Mangels möglichen Maßnahmen werden in Kap. 8 und 14 behandelt.
Leckverluste sind Leistungsverluste. Sie verringern den Wirkungsgrad hydrau-
lischer Anlagen.
Innere Leckverluste sind nur an ihren Auswirkungen, wie Geschwindigkeits-
abfall, Wirkungsgradverringerung bzw. Funktionsstörungen (z. B. bei Schalt-
bewegungen von Ventilen) zu erkennen. Es ist zu sichern, dass innerer Leck-
volumenstrom zu Räumen niedrigeren Druckes abfließen kann.
Äußere Leckverluste verringern ebenfalls den Wirkungsgrad. Sie sind durch
geeignete Maßnahmen zum Behälter zurückzuführen, um Flüssigkeitsverluste in
den Hydraulikanlagen zu vermeiden und Umweltverschmutzung auszuschließen.
Äußere Leckverluste durch Risse in Bauelementen und undichte Verbindungen
von Leitungen und Bauelementen dürfen grundsätzlich nicht auftreten. Sie sind
durch Auswahl geeigneter Dichtelemente, Werkstoffe, sorgfältige Montage und
regelmäßige Wartung zu vermeiden.
Leckverluste durch funktionsbedingte Spalte zwischen relativ zueinander be-
wegten Bauteilen (z. B. zwischen Kolben und Gehäuse von Ventilen oder an Ver-
drängerelementen von Pumpen) sind unvermeidbar. Sie dienen gleichzeitig der
Schmierung dieser Bauteile. Der durch derartige Spalte fließende Leckvolumen-
strom Q
L
ist näherungsweise vorausberechenbar. Wegen der geringen Spalthöhe
(meist im Mikrometerbereich) und der relativ großen Spaltlänge ist die Strömung
in derartigen Leckstellen überwiegend laminar, und es kann mit dem hydrauli-
schen Linearwiderstand R
h
nach Gl. (4.63) gerechnet werden. Da bei der Be-
rechnung von Leckvolumenströmen der von einer vorgegebenen Druckdifferenz
'
p verursachte Leckvolumenstrom Q
L
zu ermitteln ist, wird zweckmäßigerweise
mit den Leitwerten G
h
der Widerstände nach Gl. (4.65) gearbeitet.
So kann der Einfluss des inneren und des äußeren Leckvolumenstromes eines
Arbeitszylinders mit Spiel zwischen Kolben und Zylinder sowie zwischen Kol-
benstange und Kolbenstangenführung (Abb. 4.29 a) auf die Kolbengeschwindig-
keit v und den Abflussstrom Q
2
mit Hilfe des in Abb. 4.29 b dargestellten Modells
berechnet werden.
Bei bekannter Belastung F, bekanntem Gegendruck p
2
, vorgegebenem Volu-
menstrom Q
1
und bekannten Leitwerten G
Li
und G
La
können mit Hilfe der Kräfte-
bilanz am Kolben und der Volumenstrombilanz an den Knoten des Modells der
Eingangsdruck p
1
, die Kolbengeschwindigkeit v sowie der Volumenstrom Q
2
zu