Kapitel 10
Sensitivitätsanalyse
10.1 Einleitung
Mathematische Modelle von realen Systemen (medizinisch, physikalisch, ...) basie-
ren meist auf einer Vielzahl von komplexen, nichtlinearen und gekoppelten Glei-
chungssystemen. Voraussetzung für eine sinnvolle Analyse dieser Gleichungssyste-
me ist ein umfangreiches Verständnis von dem Einfluss der Varianz der Eingangs-
variablen x auf die Varianz der betrachteten Ausgangsgrößen y. In diesem Zusam-
menhang werden unter dem Begriff Sensitivitätsanalyse (SA) Verfahren bezeichnet,
die Kenngrößen ermitteln, welche den Zusammenhang zwischen der Varianz der
Eingangsgrößen x =
x
1
,···x
n
f
und der Varianz der Ausgangsgröße y ermitteln.
Grundsätzlich wird dabei zwischen drei Bereichen der Sensitivitätsanalyse un-
terschieden [149]:
Faktor Screening: Durch ein Faktor Screening wird der qualitative Einfluss von
Faktoren (Eingangsvariablen) auf eine Ausgangsvariable ermittelt. Dieses Verfahren
wird hauptsächlich zur Unterscheidung von signifikanten und nicht signifikanten
Faktoren eingesetzt, wobei keine quantitativen Kenngrößen ermittelt werden. Da in
der Praxis qualitative Vergleiche der Faktoren sinnvoll sind, wird im weiteren keine
spezielle Betrachtung dieses Bereichs dargestellt.
Lokale Sensitivitätsanalyse: Die lokale Sensitivitätsanalyse untersucht den Ein-
fluss von Faktoren bei einem bestimmten Funktionswert der Ausgangsvariable y
(zum Beispiel beim lokalen Optimum). Grundsätzlich wird dabei untersucht welche
Auswirkungen kleine Änderungen der Faktoreinstellungen auf die Ausgangsvaria-
blen haben. Mit diesen Verfahren werden beispielsweise Stabilitätsanalysen (Ro-
bustheit) für ausgewählten Faktorkombinationen durchgeführt.
Globale Sensitivitätsanalyse: Die globale Sensitivitätsanalyse ermittelt den Ein-
fluss von Faktoren bei Variation über ihren gesamten Definitionsbereich. Die hierzu
eingesetzten Verfahren haben sich in der Praxis besonders bewährt um ein besseres
Verständnis für die Wichtigkeit von Faktoren in einem Modell zu erlangen und diese
gleichzeitig untereinander zu vergleichen. Der grundsätzliche Ablauf der globalen
Sensitivitätsanalyse ist in Abbildung 10.1 dargestellt [149].
K. Siebertz et al., Statistische Versuchsplanung, VDI-Buch, 247
DOI 10.1007/978-3-642-05493-8_10, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2010