11.3 Versuchsdurchführung und Auswertung 265
fordert eine lückenlose Materialbeschaffung (Stückliste) mit entsprechender Vorbe-
reitung (Zeitplan, Budget,..). Normalerweise sind gute Prüfstände voll ausgelastet.
Jede Versuchsreihe muss also vorher korrekt eingesteuert werden (Umfang, Rüstzei-
ten, etc.). Wer den Betrieb aufhält (zum Beispiel weil das Material fehlt) fliegt vom
Prüfstand. Eine DoE bietet in dieser Situation Vor- und Nachteile. Vorteilhaft ist
die Möglichkeit, ohne Verzögerung in einem Zug mehrere Faktoren untersuchen zu
können. Problematisch ist eine abgebrochene Messreihe, weil sie in der Regel nicht
mehr auszuwerten ist. Dann ist entweder alles verloren oder man muss die Akti-
on mit entsprechendem Aufwand wiederholen, zumindest die fehlenden Versuche.
Wiederholungen und Bestätigungsläufe gehören dazu, also sollten sie von Anfang
an mit eingeplant werden. Wichtig, bereiten Sie die Entscheidungsträger darauf vor,
dass es nicht bei der Screening DoE bleiben wird. Allen sollte das geplant zwei-
stufige Vorgehen bekannt sein, damit es nicht nach einer verpatzten und dann auf
andere Weise wiederholten Versuchsreihe aussieht. Normalerweise ist es kein Pro-
blem, diesen Punkt zu kommunizieren, weil jede andere Strategie mehr Versuche
beinhalten würde.
Nach der Versuchsdurchführung steht die statistische Modellbildung an. Hier
müssen Spezialisten aus den Fachabteilungen und Statistiker Hand in Hand arbeiten.
Lassen sich die abgeleiteten Schlussfolgerungen fachlich erklären?
Ist das Beschreibungsmodell hinreichend genau? (Fehlen wichtige Faktoren?)
Welche Faktoren sind signifikant?
Gibt es Faktoren, bei denen sich bereits eine optimale Einstellung gezeigt hat?
(Diese Faktoren bleiben im weiteren Verlauf bei dieser Einstellung.)
Liegen möglicherweise starke Wechselwirkungen vor ?
Liegen möglicherweise starke Nichtlinearitäten vor?
Gibt es unterstützende CAE-Modelle oder Komponententests?
Die zweite Runde verläuft ähnlich. Nach der Faktorenauswahl folgt die Fest-
legung des Versuchsplans. Bei Bedarf sind neue Stufenabstände einstellbar. Mög-
licherweise ändert sich auch die Grundeinstellung des Systems, indem einige der
im Screening untersuchten Faktoren auf eine neue Einstellung gebracht werden.
Mit Hilfe der verfügbaren Ergebnisse muss eine Entscheidung getroffen werden,
welches Beschreibungsmodell für die Detailuntersuchung angestrebt wird. Wech-
selwirkungen und Nichtlinearitäten spielen dabei eine Rolle. Im Zweifelsfall ist die
schlichte Variation eines einzelnen Parameters eine wertvolle Zusatzinformation.
Versuchsplan und Beschreibungsmodell sind miteinander verbunden, von zwei Aus-
nahmen abgesehen. 1. Monte-Carlo Versuchspläne und deren Derivate (Hypercubes,
Space-Filling Design) beinhalten keine Bindung an ein Modell. 2. Man kann zwei-
stufige Versuchspläne der Auflösungsstufe V bei Bedarf nachträglich erweitern, um
auch quadratische Effekte zu erfassen. Die zweite Versuchsreihe geht auf den Prüf-
stand und die zweite Auswertung erfolgt. Diesmal sind natürlich die Anforderung
an die Modellgenauigkeit höher. Außerdem geht es um die Festlegung der vorge-
schlagenen Systemeinstellung, was immer mit Bestätigungsläufen verbunden sein
sollte. Die Besprechung der Ergebnisse sollte wieder im Team erfolgen. Zum einen
ist es wichtig, die Schlussfolgerungen zu hinterfragen und passende technische Er-