
230 9 Optimierung
Abb. 9.7 ε-Constraint-Methode
9.4 Genetische Evolutionsverfahren für mehrerer Zielgrößen
In der Praxis ist es im Gegensatz zu den im Vorfeld dargestellten Optimierungsver-
fahren mit einer übergeordneten Zielgröße vorteilhaft, alle Zielgrößen parallel zu
betrachten und die komplette Pareto Grenze zu bestimmen. Die ermittelten Pare-
to optimalen Lösungen sollen dabei möglichst gleichmäßig auf der Pareto Grenze
verteilt sein (siehe Abbildung 9.4). Zur Ermittlung der Lösungen haben sich geneti-
sche Optimierungsverfahren für mehrere Zielgrößen bewährt und durchgesetzt. Sie
bieten die Möglichkeit alle Bereiche einer Pareto Grenze zu bestimmen, auch wenn
komplexe Zusammenhänge zwischen Faktoren und Zielgrößen oder unter Zielgrö-
ßen vorliegen. Weiterhin bereiten ihnen nicht definierte Bereiche im Faktorraum
(Löcher) keine Schwierigkeiten und Randbedingungen für Faktoren und Zielgrö-
ßen lassen sich leicht in die Optimierungsalgorithmen integrieren. Bei steigender
Anzahl der Zielgrößen steigt der Rechenaufwand zur Bestimmung der Pareto Gren-
ze schnell an, so dass typischerweise Metamodelle (Kapitel 8) mit kurzer Rechen-
zeit und hoher Genauigkeit anstelle von komplexen Simulationsmodellen eingesetzt
werden.
In der Literatur finden sich verschiedenste genetische Optimierungsverfahren,
die mehr oder weniger die biologische Evolution nachahmen. So werden Merkma-
le von einer zur nächsten Generation vererbt mit anderen gekreuzt oder zufällig
mutiert. In folgenden Generationen ’überleben’ hauptsächlich die Individuen (Fak-
toreinstellungen), die fitte (gute) Eigenschaften in den Zielgrößen aufweisen. Abbil-
dung 9.8 zeigt den verallgemeinerten Ablauf einer genetischen Optimierung. Basie-
rend auf einer vorhandenen Gruppe von Individuen mit unterschiedlichen Faktorein-
stellungen (i
te
Genaration) werden durch ein zu bestimmendes Verfahren verschie-
dene Individuen ausgewählt und als Eltern deklariert. Durch Kreuzung der verschie-
denen Eltern entstehen sogenannte Kinder, wobei die Eigenschaften (Faktoreinstel-
lungen) direkt von den Eltern und der Art der Kreuzung abhängen. Im Anschluss an
die Kreuzung findet mit geringer Wahrscheinlichkeit eine Mutation der einzelnen
Eigenschaften (Faktoreinstellungen) statt. Dazu werden die Faktoreinstellungen un-
abhängig von den Eltern verändert, wodurch gewährleistet wird, dass während des
Optimierungsprozesses beliebige Faktoreinstellungen erzeugt werden können, die
nicht aus der Elterngeneration erzeugbar sind. Dadurch wird gewährleistet, dass das