5.3 Mathematische Formulierung
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koppelt werden, die eigene Routinen darstellen. Insgesamt besteht bei allen Softwarehäusern
das Bestreben, das FEM-Einsatzfeld zu erweitern. Eine sehr wesentliche Erweiterung stellt
die Nichtlinearität dar, und zwar in den Ausprägungen Materialnichtlinearität, geometrische
Nichtlinearität und nichtlineare Strukturdynamik. Hierbei geht es um die realistische Erfas-
sung des Werkstoffverhaltens (Fließen), großer Verformungen (Instabilität) und die Integra-
tion im Zeitbereich (Crash).
Darüber hinaus eignen sich noch die Potenzialprobleme (Wärmeleitung, Magnetfelder, elek-
trische Felder) sehr gut für die numerische Bearbeitung. Somit kann mittlerweile eine große
Klasse von Aufgaben der Technik bzw. der technischen Physik mit der FEM abgedeckt wer-
den.
5.3 Mathematische Formulierung
Die exemplarische Anwendung der im Kapitel 3.4 dargelegten Beziehungen zur Definition
des Steifigkeits-Verschiebungs-Kraft-Zusammenhanges soll im Weiteren an einem eindi-
mensionalen Stab-Balken-Element, und zwar für verschiedene Knotenfreiheitsgrade gezeigt
werden. Dies ist insofern sinnvoll, da mit diesen Einzelfreiheitsgraden später unterschied-
liche Elementtypen aufgebaut werden können. Das Einsatzfeld für Stab-Balken-Elemente ist
die Fachwerkanalyse oder im Maschinenbau die Analyse von Wellen hinsichtlich Durchbie-
gung und Eigenfrequenzen.
5.3.1 Ebenes Stab-Element
Das finite Stab-Element ist zuvor schon im Kapitel 4 als diskretes Federelement eingeführt
worden. Innerhalb der FEM wird es jedoch als Kontinuumselement mit den beschreibenden
Eigenschaften Geometrie und Werkstoff benutzt. Um den Zusammenhang zwischen den
Verformungen, der Geometrie und dem Werkstoff herstellen zu können, muss die ent-
sprechende Differenzialgleichung aufgestellt werden.
Als verallgemeinerter Fall ist demgemäß von einem longitudinal schwingenden Element
auszugehen. Im nachfolgenden Bild 5.3 ist dies beispielhaft charakterisiert. Merkmal ist
hierbei, dass alle Kraftgrößen (Knotenkräfte und verteilte Kräfte) nur in Längsrichtung
auftreten und hierzu auch Knotenreaktionen
u
i
(i = 1, 2) korrespondieren. Je Knoten tritt
also ein axialer Freiheitsgrad auf. Für die Beschreibung des Elements sind weiterhin noch
erforderlich: Dichte U , Elastizitätsmodul E, Querschnittsfläche A und Länge L.
Die Eigenschaften des Elements werden in einem lokalen Koordinatensystem beschrieben.
Später ist das Element in einer Struktur in beliebiger Lage zu einem globalen Koordinaten-
system eingebaut. Gemäß der Lage und der Belastung der Struktur ändert sich dann insbe-
sondere die Steifigkeit des Elements, wodurch ein anderer Verschiebungszustand induziert
wird. Dementsprechend ist eine transformierte Steifigkeitsmatrix zu erstellen, so wie dies
später im Kapitel 5.4.1 gezeigt wird.