4 Relevante Subsysteme und Prozesse
4.1 Aufladung
Mit dem Trend zu steigenden Leistungsdichten und den Maßgaben zur Senkung
von Kraftstoffverbrauch und Schadstoffemissionen gewinnt auch die Aufladung
zunehmend mehr an Bedeutung. Im Gegensatz zu Großmotoren, Hochleistungs-
diesel- und Nfz-Dieselmotoren, bei denen praktisch keine Saugmotorvarianten
mehr angeboten werden, sieht die Situation bei Pkw-Motoren (noch) etwas anders
aus. Bedingt durch das für Pkw-Motoren charakteristische, instationäre Betriebs-
verhalten mit häufigen Lastwechseln sind die nachteiligen Begleiterscheinungen
der Aufladung besonders spürbar. Jedoch haben Fortschritte in der Aufladetechnik
– zu nennen ist hier beispielsweise die Regelung durch variable Turbinengeomet-
rie – den Anteil aufgeladener Dieselmotoren bei Pkw in den letzten Jahren auf
weit über 90% erhöht. Großen Anteil haben zudem neue Werkstoffe und höher
belastbare Lager, sodass die Massenträgheit von Turboladerlaufzeugen innerhalb
der letzten knapp 30 Jahre um etwa 80% verringert werden konnte [ALL02].
Ottomotoren, die in Deutschland derzeit einen Anteil von etwa 60% der gesam-
ten Motoren aufweisen, werden bisher aufgrund ihres sehr spontanen Ansprech-
verhaltens, des breiten, nutzbaren Drehzahlbandes sowie der relativ hohen Leis-
tungsdichte überwiegend als Saugmotoren angeboten. Aber auch hier hat nahezu
jeder Hersteller bereits mindestens eine aufgeladene Variante im Programm, die
innerhalb der Motorenbaureihe den oberen Leistungsbereich markiert. Während
die ottomotorische Aufladung früher nahezu ausschließlich zur Leistungssteige-
rung eingesetzt wurde – ein bekanntes Beispiel ist der BMW 2002 Turbo aus den
siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts – kommt heute zunehmend der Downsi-
zing-Gedanke zum Tragen. Der Anteil aufgeladener Ottomotoren wird daher wei-
ter ansteigen.
Die Aufladung selber ist fast so alt wie der Verbrennungsmotor selbst. Im Lau-
fe der Zeit wurden viele unterschiedliche Aufladeverfahren entwickelt, wobei sich
jedoch nur einige wenige am Markt durchgesetzt haben. Für Downsizing-
Konzepte kommen gemäß der Forderung nach hohen Ladedrücken in erster Linie
nur die Abgasturboaufladung, die mechanische Aufladung und kombinierte, mehr-
stufige sowie Verfahren mit elektrischer Unterstützung zum Einsatz. Andere Auf-
ladeverfahren, wie z.B. die Druckwellen- (Comprex-) oder Schwingrohraufla-
dung, eignen sich aus verschiedenen Gründen nicht für den Hochlastbetrieb.