
4.1 Aufladung 169
Ladungswechsel mit gutem Erfolg ablaufen kann. Die Abgasseite kann entspre-
chend einfach ausgeführt sein und ermöglicht aufgrund der im Gegensatz zur
Abgasturboaufladung nicht vorhandenen Abgasturbine (Wärmesenke) einen
schnellen Light-Off des Katalysators.
Aufgrund der hohen Abgastemperaturen findet die mechanische Aufladung ü-
berwiegend bei Ottomotoren Verwendung, und hier speziell bei kleinvolumigen
Motoren, da das Laderbauvolumen etwa linear mit dem Luftdurchsatz bzw. der
Motorgröße steigt.
Zur Lastregelung werden unterschiedliche Verfahren eingesetzt. Beim Ottomo-
tor kann dies in klassischer Weise durch die Drosselklappe erfolgen. In Lastberei-
chen, in denen der Motor auch als Saugmotor betrieben werden kann, ist eine
Laderabschaltung mit Hilfe einer elektromechanischen Kupplung aus energeti-
schen Gründen vorteilhaft. Bei Ladern mit innerer Verdichtung ist die Abschal-
tung unbedingt erforderlich, da sonst unnötige Verdichterarbeit aufgebracht wer-
den muss [HIE03]. Die Lastregelung kann darüber hinaus auch über ein Umluft-
ventil (Bypass) erfolgen, das den bei Teillast überschüssigen Luftvolumenstrom
wieder vor den Verdichter führt. Speziell bei Ladern ohne innere Verdichtung
ergeben sich hiermit energetische Vorteile, da die Luft nicht verdichtet, sondern
nur gefördert wird. Die Bypassregelung verursacht vergleichsweise geringe Kos-
ten und zeichnet sich durch ein niedriges Gewicht aus. Im Gegensatz dazu ist eine
recht aufwändige Lastregelung möglich, indem der Lader mit unterschiedlichen
Drehzahlen betrieben wird. Dies erfordert jedoch ein zusätzliches Getriebe mit
variabler oder gestufter Übersetzung und verursacht hohe Kosten.
Als eines der ersten Downsizing-Konzepte hat die Volkswagen AG im Jahr
1981 das Forschungsauto „VW-Auto 2000“ vorgestellt, das mit einem kleinvolu-
migen (
V
H
= 1,05 dm
3
) und mechanisch aufgeladenen Ottomotor ausgerüstet war
[SEI81]. Im Teillastbetrieb konnte der Kompressor über eine Elektromagnetkupp-
lung vom Motor entkoppelt werden, sodass der Motor auch als Saugmotor betrie-
ben werden konnte. Der zweiflügelige Roots-Kompressor wurde per Keilriemen
über eine drehzahlabhängige, variable Übersetzung von der Kurbelwelle angetrie-
ben, um eine optimale Anpassung der Fördercharakteristik des Laders an den
Luftbedarf des Motors erreichen zu können. Bei niedrigen Drehzahlen wurde die
Übersetzung entsprechend klein gewählt (
n
M
/n
K
= 0,5), sodass der Kompressor
genügend Ladedruck aufbauen konnte. Mit zunehmender Drehzahl wurde das
Übersetzungsverhältnis erhöht, sodass ab einer Motordrehzahl von 3.000 1/min
ein Übersetzungsverhältnis von 1 erreicht wurde.
4.1.3 Abgasturboaufladung
Die Abgasturboaufladung ist aufgrund des hohen Wirkungsgrades, der hohen
realisierbaren Druckverhältnisse, des geringen Bauraumbedarfs, geringer Kosten
sowie des günstigen Emissionsverhaltens das in der Praxis am häufigsten zu fin-
dende Aufladeverfahren. Im Gegensatz zur mechanischen Aufladung sind Motor
und Turbolader nicht mechanisch, sondern über die Luft- und Abgasmassenströme
thermodynamisch gekoppelt.