
3.5 Verbrauchspotenziale 105
Insbesondere der Antriebstrang mit dem zum Einsatz kommenden Getriebe
stellt grundsätzlich einen weiteren Freiheitsgrad dar, den Kraftstoffverbrauch zu
beeinflussen sowie die Charakteristik des Motors entsprechend auszulegen. Dieser
Sachverhalt gilt im Besonderen für Downsizing-Konzepte, die beispielsweise im
Anfahr- und im instationären Betriebsverhalten prinzipbedingte Schwächen im
Vergleich zu großvolumigen Saugmotoren aufweisen.
Die Analyse unterschiedlicher Verbrauchsszenarien im jeweiligen Fahrzyklus
liefert detaillierte Erkenntnisse, welche motor- oder getriebeseitigen Maßnahmen
zur weiteren Senkung des Kraftstoffverbrauchs zielführend sind. Dabei ist z.B. die
folgende Unterscheidung möglich:
x Verbrauch entsprechend dem Energieäquivalent
x Wirkungsgrad des Gleichraumprozesses
x Wirkungsgrad im Bestpunkt des realen Motorkennfeldes
x Verbrauchsoptimale Getriebestufung ohne Verluste im Antriebstrang
x Reales Getriebe
Weitere Szenarien sind denkbar. Der Kraftstoffverbrauch entsprechend dem
Energieäquivalent berücksichtigt allein die zur Überwindung der Fahrwiderstände
am Rad nötige Leistung und beinhaltet damit nicht die Leerlaufphasen des jewei-
ligen Fahrzyklus´. Wird der Wirkungsgrad des Gleichraumprozesses unter Ver-
wendung der realen geometrischen Verdichtung sowie des realen Luftverhältnis-
ses eingesetzt, so erhält man den motorisch minimal möglichen Kraftstoff-
verbrauch.
Mit Berücksichtigung der relevanten thermodynamischen und mechanischen
Verluste des ausgeführten Motors ergibt sich der Kraftstoffverbrauch, der bei
einem verlustlosen Antriebstrang und einem Betrieb ausschließlich im Bestpunkt
des Motors möglich ist. Die verbrauchsoptimale Getriebestufung berücksichtigt
bereits die vom Betriebspunkt abhängigen, spezifischen Kraftstoffverbräuche und
trägt damit dem Umstand Rechnung, dass ein Fahrbetrieb in einem einzigen Be-
triebspunkt praktisch nicht möglich ist. Die Betriebslinie im Motorkennfeld ver-
läuft bei der verbrauchsoptimalen Getriebestufung durch die Punkte, in denen sich
die Linien konstanter Motorleistung mit den Isolinien des spezifischen Kraftstoff-
verbrauchs (sogenannte Muschelkurven) kreuzen.
Die Form bzw. Lage der entsprechenden Motorbetriebslinie wird durch die La-
ge der Muschelkurven bestimmt und erfordert eine ständige, stufenlose Anpassung
der Übersetzung für unterschiedliche Fahrgeschwindigkeiten. Sofern ein reales
Getriebe verwendet wird, spiegelt der resultierende Kraftstoffverbrauch die ge-
samten Verluste im Antriebsstrang, die endliche Anzahl der Übersetzungsstufen
sowie den Kompromiss aus Kraftstoffverbrauch und Beschleunigungsreserve
wider. Abb. 3.28 verdeutlicht die letzten drei Punkte der Verbrauchsszenarien im
realen, motorischen Verbrauchskennfeld am Beispiel eines direkteinspritzenden,
turboaufgeladenen Pkw-Dieselmotors. Während die verbrauchsoptimale Getriebe-
abstufung ausschließlich vom Motorkennfeld abhängig ist, wird die Lage der
Betriebspunkte innerhalb des Fahrzyklus (NEFZ) in hohem Maße von den fahr-
zeugspezifischen Parametern beeinflusst.