
86 3 Downsizing
Zunächst erfolgt ein Vergleich bei identischem Betriebspunkt (n, p
me
). Auf-
grund der klopfbedingten Reduzierung des geometrischen Verdichtungsverhältnis-
ses beim Turbomotor erreicht dieser einen geringeren Vergleichswirkungsgrad.
Die Verluste durch reale Ladung (beeinflusst den Isentropenexponenten) sind
nahezu gleich. Infolge der beim Turbomotor vergleichsweise hohen mechanischen
Verluste – der Reibmitteldruck und damit der mechanische Wirkungsgradverlust
ist höher, da das Reibmoment und die zum Antrieb der Nebenaggregate erforderli-
che Leistung auf ein geringeres Hubvolumen bezogen wird – ist zur Darstellung
des gleichen effektiven Mitteldruckes ein höherer indizierter Mitteldruck notwen-
dig. Dieser bewirkt im Vergleich zum Saugmotor geringere Wandwärme- und
Ladungswechselverluste. Unter Umständen können die Wandwärmeverluste beim
Turbomotor jedoch auch höher ausfallen, wenn das Zylinderhubvolumen infolge
Beibehaltung der Zylinderzahl zu stark absinkt. Der Verlust durch realen
Verbrennungsablauf ist beim Turbomotor trotz der späteren Verbrennungslagen
und der längeren Brenndauer nur geringfügig höher als beim Saugmotor, da das
höhere indizierte Lastniveau grundsätzlich zu kürzeren Brenndauern führt. Insge-
samt ergibt sich beim Turbomotor im Vergleich zum Saugmotor ein leichter
Verbrauchsnachteil von etwa 2,5%-Punkten (350 g/kWh zu 390 g/kWh).
Betrachtet man jedoch die beiden Motorkonzepte bei gleichem Drehmoment
bzw. gleicher Leistung (
n, M), so wird der Vorteil durch Downsizing deutlich. Für
den realen Fahrbetrieb ist aufgrund der Fahrwiderstände, die ausschließlich vom
Fahrzeug und der Fahrgeschwindigkeit abhängen, ein gleiches Drehmoment von
Bedeutung. Dabei wird zur Vereinfachung davon ausgegangen, dass die Nenn-
drehzahlen beider Motoren identisch sind, sodass auch die Fahrwiderstandslinien
im
M,n-Kennfeld von Saug- und Turbomotor übereinander liegen. Zudem liegt der
betrachtete Betriebspunkt genau auf der Fahrwiderstandslinie. Infolge der unter-
schiedlichen Hubvolumina sind zur Darstellung des gleichen Drehmomentes je-
doch differente, spezifische Lasten erforderlich. Daher unterscheiden sich die
Fahrwiderstandslinien im
p
me
,n-Kennfeld entsprechend den Motorhubvolumina.
Der effektive Mitteldruck des turboaufgeladenen Motors ist mit 3,33 bar deutlich
höher als der des großvolumigen Saugmotors und liegt in einem wirkungsgrad-
günstigeren Bereich des Motorkennfeldes. Der Verbrauchsvorteil des Turbomo-
tors beträgt im Vergleich zum Saugmotor hierbei 2,3%-Punkte.
Mit Blick auf die Verlustanalyse wird deutlich, dass sich der Downsizing-
Effekt durch ein Absinken der thermodynamischen und mechanischen Verluste
äußert. Infolge der Lastpunktverschiebung können sowohl die Wandwärmeverlus-
te, als auch die Ladungswechsel- und mechanischen Verluste reduziert werden,
sodass der effektive Wirkungsgrad des Turbomotors trotz geringerem Vergleichs-
wirkungsgrad höher ausfällt als beim großvolumigen Saugmotor. Der Vollstän-
digkeit halber sei erwähnt, dass die im
p
me
,n-Kennfeld von Abb. 3.12 eingetrage-
nen Muschelkurven (
b
e
= const.) aus den jeweiligen Kennfeldern von Saug- und
Turbomotor stammen. Analog zum Betriebspunkt mit
p
me
= 2 bar erreicht der
Saugmotor bei
p
me
= 3,33 bar daher in der Regel einem geringeren Kraftstoff-
verbrauch als der Turbomotor. Dieser Vorteil kann jedoch nicht genutzt werden,
da sich der Betriebspunkt nicht mehr auf der Fahrwiderstandslinie befindet.