Substantivierung der Adjektive
Die Adjektive lassen sich substantivieren und werden meist mit dem Artikel gebraucht. Wenn das
substantivierte Adjektiv / Partizip eine Person bezeichnet, so ist es männlichen bzw. weiblichen Geschlechts,
sonst ist es sächlichen Geschlechts, z. B.: der Kranke, die Kranke, das Äußere; ein Kranker, eine Kranke, sein
Äußeres.
Die substantivierten Adjektive und Partizipen behalten ihre adjektivische Deklination bei.
Nach etwas, viel, wenig, nichts, manch treten die substantivierten Adjektive in der starken Form auf, z. B.:
etwas Neues, viel Interessantes, nichts Schlimmes usw.
Nach einiges, vieles, manches, alles treten sie in der schwachen Form auf, z. B.: vieles Neue, alles Gute
usw.
Eine Sondergruppe der substantivischen Adjektive stellen die Sprach- und Farbbezeichnungen dar: Sie
bilden eine Form mit -e (Akkusativ ebenfalls -e, Dativ und Genitiv -en) und eine Form ohne -e (Genitiv mit
fakultativem -s, Akkusativ und Dativ endungslos). Die Form mit -e wird verwendet, wenn das substantivische
Adjektiv mit dem bestimmten Artikel und ohne Attribut steht. Die Form ohne -e wird verwendet, wenn das
substantivische Adjektiv ohne Artikel, mit einer Präposition oder mit einem Attribut steht, z. B.: Die Schüler
lernen ab der 5. Klasse Russisch. Goethes Deutsch unterscheidet sich in mancher Hinsicht vom heutigen
Deutsch. Der Sportschütze hat jedes Mal ins Schwarze getroffen. - Die Trauergäste kamen alle in Schwarz.
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Des Kaisers neue Kleider
(Ende)
Nun wollte der Kaiser den Stoff selbst sehen, solange er noch auf dem Webstuhl war.
Mit einer ganzen Schar auserwählter Hofleute, unter denen auch die beiden alten ehrlichen Minister waren,
ging der Kaiser zu den beiden listigen Betrügern, die an den Webstühlen standen und taten, als ob sie webten.
„Ist das nicht fein?" sagten die beiden Minister zum Kaiser, ohne einander anzusehen, „schauen Sie,
Majestät, was für herrliches Muster, was für prächtige Farben!" Sie waren aufs Tiefste überzeugt, dass alle
anderen den Stoff auf den Webstühlen sahen.
„Was soll denn das?" murmelte der Kaiser vor sich hm, „soll ich denn dumm sein? Ich sehe ja gar nichts.
Tauge ich nicht zum Kaiser? Das ist ja das Schrecklichste, was mir passieren kann!" Darauf sagte er aber laut:
„Oh, das ist ganz hübsch, es hat meinen allerhöchsten Beifall", und er nickte beifällig und bertachtete den
leeren Webstuhl.
„Reizend! Niedlich! Wunderschön!" sprach dem Kaiser sein ganzes Gefolge nach, obwohl niemand etwas
sah. Man riet dem Kaiser, die neuen Kleider das erste Mal zu dem bevorstehenden Fest anzuziehen.
Der Kaiser belohnte die beiden Schwindler aufs Reichste.
Die ganze Nacht vor dem Fest schliefen die Betrüger nicht. Sie zündeten alle Kerzen an, damit jedermann
sehen konnte, wie beschäftigt sie waren. Sie nahmen vom Webstuhl das Gewebe, das gar nicht da war, nähten
es mit Nähnadeln und schnitten mit großen Scheren in die Luft. Endlich sagten sie: „Nun sind die Kleider
fertig."
Der Kaiser kam selbst mit seinen vornehmsten Hofleuten zu den Webern, und die beiden Betrüger hoben die
Arme in die Höhe, als ob sie etwas hielten. Dann erklärten sie: „Hier ist die Hose, hier ist der Rock, und hier ist
der Mantel. Es ist alles leicht wie Spinngewebe. Man hat das Gefühl, als ob man nichts am Körper hat, das ist
aber das Schönste an dem Kleid!"
Nun legte der Kaiser seine Kleider ab, und die Betrüger tanzten um ihn herum und taten so, als ob sie ihm
die neuen Kleider anprobierten. Der Kaiser wandte und drehte sich vor dem Spiegel.
„Oh, wie gut sie Sie kleiden, wie herrlich sie sitzen! Welches Muster, welche Farben! Das ist ein reizender
Anzug", riefen alle begeistert.
„Nun, jetzt bin ich so weit! Es kann schon losgehen", sagte der Kaiser und drehte sich nochmals vor dem
Spiegel.
Die Kammerherren, die die Schleppe tragen sollten, bückten sich und hoben die unsichtbare Schleppe vom
Fußboden auf. Sie gingen und hielten die Hände vor sich in der Luft. Niemand durfte merken, dass sie nichts
trugen.
So ging nun der Kaiser bei dem feierlichen Umzug unter dem prächtigen Baldachin, und alle Leute auf den