
Überschreiten der Grenzlinien (2) und (3) in das Innere des Feldes fürZnOstark
abnimmt.
Da die Linie (a) stets deutlich über der Linie (4) liegt, können Zn und H
2
Oniemals
im thermodynamischen Gleichgewicht nebeneinander bestehen. Entweder reagiert
Zink nach Gl. (9.16) zu ZnO oder das Wasser zersetzt sich nach Gl. (9.9) zu H
2
.Abb.
9.4 informiert über die thermodynamische Beständigkeit von Zink-Metall und von
festen Korrosionsprodukten in Abhängigkeit vom Potenzial und vom pH-Wert. Da
bei den Zink- und Zinkationen kein Wertigkeitswechsel erfolgt, ist auch der
Beständigkeitsbereich des festen Korrosionsproduktes bei vorgegebener Zink-
ionenkonzentration nur vom pH-Wert und nicht vom Potenzial abhängig. Diese
festen Korrosionsprodukte können zwar die Korrosion nicht völlig verhindern, aber
entscheidend vermindern. Nur über diesen Tatbestand informiert Abb. 9.4, nicht
aber über die Güte der Schutzwirkung. Hierzu sind andere physikalische
Eigenschaften, wie Dichtheit und Haftfestigkeit der Schicht, von Interesse, was
aus thermodynamischen Daten grundsätzlich nicht folgt. Das thermodynamische
Stabilitätsdiagramm der Abb. 9.4 gilt nur für die dort angegebenen Komponenten
H
+
,OH
–
,Zn
2+
Zn(OH)
2
,Zn(OH)
4
2–
,ZnO,wobeikeineReaktionsproduktemit
anderen Ionen berücksichtigt sind. Diese Voraussetzung ist aber fürnatürliche
Medien nicht gültig. Eine der wesentlichen Komponenten, die in natürlichen
Medien vorliegen, ist die Kohlensäure und ihre Anionen. Wie in Abhängigkeit von
der Zinkionen-Konzentration der pH-Bereich für feste Korrosionsprodukte durch
Kohlensäure ausgeweitet wird, zeigt Abb. 9.5. Ähnliche Verhältnisse bestehen auch
für andere Stoffe, z. B. Zinkphosphate, basische Salze und Calciumzinkate.
Für etwas eingehendere Betrachtungen der realen Gegebenheiten bei der
Korrosion ist zu beachten, dass die Zusammensetzung der Wässer unmittelbar
an der Grenzfläche Zink/Wasser anders ist als im Wasserinnern. So wird durch die
kathodische Teilreaktion nach Gln. (9.8) und (9.9) der pH-Wert erhöht und durch die
anodische Teilreaktion in der Folge der Gln. (9.7) und (9.11) erniedrigt. Derartige
lokale pH-Unterschiede haben auch bei örtlicher Korrosion bzw. bei nicht
homogener Mischelektrode eine große Bedeutung. Ferner wird durch die
Korrosionsreaktionen nach den Gln. (9.7), (9.14) und (9.15) die Konzentration
der Zink- bzw. Zinkationen erhöht, was zu einer wesentlichen Ausdehnung des
ZnO-Feldes im Sinne der Pfeile in Abb. 9.4 führt. Diese Ausweitung wird
insbesondere in Abb. 9.5 erkennbar.
Die kathodische pH-Werterhöhung nach Gl. (9.9) ist vor allem bei hohen pH-
Werten oder bei sehr hohen kathodischen Stromdichten bedeutsam. Wegen der
Reaktionen der Gln. (9.14) und (9.15) wird das Gleichgewichtspotenzial ent-
sprechend der Linien (5) und (6) in Abb. 9.4 merkbar zu negativeren Werten
verschoben. Dies lässt erwarten, dass ein kathodischer Schutz unmöglich werden
kann, wenn die pH-Werterhöhung das Gleichgewichtspotenzial stärker zu
negativeren Potenzialen verschiebt als die kathodische Polarisation das Metall-
potenzial selbst. Dabei kann es dann durch Kombination der Gln. (9.9) und (9.15)
sogar zu einer kathodischen Korrosion kommen:
Gl. 9.18Zn + 4 H
2
O+2e
–
⇌ Zn(OH)
4
2–
+2H
2
9.1 Korrosionschemische Eigenschaften
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