138 5 Varianten der statistischen Versuchsplanung
wertungskriterium sein, wie zum Beispiel die aus dem HIC-Wert und der Brust-
beschleunigung des Dummies gebildete US-NCAP Bewertung von Rückhaltesys-
temen bei Fahrzeugen. Für das Systemverständnis kann diese Methode sehr hilf-
reich sein, denn alle Ergebnisdarstellungen (Effektdiagramm, Wechselwirkungsdia-
gramm, ...) beziehen sich unmittelbar auf die Gesamtbewertung. Nachteilig ist je-
doch die schnell eintretende Nichtlinearität der Gesamtbewertung, bedingt durch
die Verknüpfung der Qualitätsmerkmale. In der Praxis ist die Multiple-Response-
Optimisation leistungsfähiger, weil die Verknüpfung der Qualitätsmerkmale erst
nach der Bildung der Beschreibungsmodelle erfolgt.
5.2.3 Principal Component Analysis
Die Principal Component Analysis (PCA) ist ein geeignetes Verfahren, um die
Abhängigkeit der Qualitätsmerkmale untereinander zu analysieren. Oft korrelieren
mehrere Qualitätsmerkmale miteinander und der Ergebnisraum hat weniger unab-
hängige Freiheitsgrade, als zunächst angenommen. Die PCA stammt aus der Struk-
turanalyse und wird sehr erfolgreich eingesetzt, um die Kopplung von Knotenbe-
wegungen aufzudecken. Auch die Psychologie nutzt die PCA, um Kopplungen von
Assoziationen bei Kundenbefragungen herzustellen. Mit der statistischen Versuchs-
planung hat die PCA zunächst nichts zu tun, die beiden Methoden lassen sich aber
hervorragend kombinieren. Die statistische Versuchsplanung liefert bei minimalem
Versuchsaufwand die bestmögliche Abdeckung des Faktorraums (der Eingangsgrö-
ßen) und damit gut konditionierte Eingangsdaten für die PCA. Die anschließende
PCA bringt die Qualitätsmerkmale miteinander in Verbindung, was die statistische
Versuchsplanung ihrerseits nicht leisten kann, da sie nur die Abbildung der Ein-
gangsgrößenvariation auf jeweils ein Qualitätsmerkmal erzeugt. Die Korrelation der
Qualitätsmerkmale untereinander reduziert die Zahl der unabhängigen Freiheitsgra-
de im Ergebnisraum. Dadurch wird das Optimierungsproblem einfacher. Bereits vor
der Multiple-Response-Optimisation zeigt sich aufgrund der PCA, ob die Qualitäts-
merkmale gegeneinander arbeiten oder unter einen Nenner zu bringen sind.
Die PCA ist eine Hauptachsentransformation im Ergebnisraum der Qualitäts-
merkmale. Jeder Versuch liefert einen Punkt in diesem mehrdimensionalen Raum.
Die PCA berechnet passende Ellipsoide, um die Punktwolke bestmöglich einzu-
schließen. Die Ausdehnung der Achsen entspricht den Eigenwerten, die Richtung
der Ellipsoidachsen zeigen die Eigenvektoren. Zusätzlich gibt die PCA Aufschluss
darüber, welcher Anteil der Gesamtvariation durch die entsprechende Zahl der
Ellipsoid-Dimensionen erklärt werden kann. Der Scree-Plot stellt die Eigenwerte
in fallender Reihenfolge dar. Große Eigenwerte (über 1) kennzeichnen wichtige Di-
mensionen, kleine Eigenwerte deuten darauf hin, dass in der betroffenen Dimension
keine große Varianz mehr stattfindet. Der Bi-Plot stellt die Richtung der Qualitäts-
merkmale im Koordinatensystem der stärksten Hauptachsen dar. Hier zeigt sich sehr
schnell, wie die Qualilätsmerkmale zusammenhängen. Oft erwächst aus diesen Dar-
stellungen ein sehr gutes Systemverständnis. Eine Multiple-Response-Optimisation