
130 4 Statistische Modellbildung
4.7 Zusammenfassung: Von den Daten zum Modell in 7 Schritten
The statistician who supposes that his main contribution
to the planning of an experiment will involve statistical
theory, finds repeatedly that he makes his most valuable
contribution simply by persuading the investigator to
explain why he wishes to do the experiment. . .
— Gertrude Cox, 1951
8
1. Datencheck. Wie sieht der real abgefahrene Versuchsplan aus? Gibt es offen-
sichtliche Fehler? Lücken? War der Versuchsplan wirklich orthogonal?
2. Modellbildung durch schrittweise Elimination von Faktoren und Wechselwir-
kungen. Ausgehend von einem mehr oder weniger “vollen” Modell eliminiere
man schrittweise diejenigen Parameter, deren Einfluss auf die Zielgröße nicht
nachgewiesen werden kann; man entferne also, beginnend mit den Mehrfach-
wechselwirkungen, alle Größen mit großem p-Wert, bis man bei einem Modell
angelangt ist, das lediglich signifikante Eingangsgrößen enthält und eine brauch-
bare Erklärungskraft R
2
hat. Gelingt es nicht, zu “brauchbaren” Werten von R
2
zu gelangen, so hat man offenbar signifikante Einflussfaktoren übersehen.
3. Residuenanalyse. Ist man bei einem endgültigen Modell angelangt, muss man
die Annahmen prüfen: Sind die Residuen unabhängig und normalverteilt? Ist
die Annahme homogener Varianzen gerechtfertigt? Neben der mathematischen
Notwendigkeit, dies zu prüfen (denn sonst sind die p-Werte, mit denen die Si-
gnifikanz der Effekte nachgewiesen werden soll, Makulatur), gibt es auch einen
durchaus erwähnenswerten inhaltlichen Nutzen, wenn sichergestellt wurde, dass
man keinen systematischen Zusammenhang übersehen hat.
4. Liegt das Modell nach seiner Validierung fest, so kann man es in Form einer Glei-
chung darstellen, die die signifikanten Effekte aufnimmt. Basierend auf dieser
Gleichung kann man das System im Hinblick auf die Zielgröße optimieren.
5. Testläufe. Auch die Durchführung bestätigender Testläufe mit den optimalen
Einstellungen dient letztlich der Modellvalidierung. Man hat nur gewonnen,
wenn die ermittelte optimale Einstellung zum Erfolg führt . . . !
6. Schließlich gehört auch die Dokumentation der Ergebnisse zum professionellen
Arbeiten. Nur so wird sichergestellt, dass unsere Erkenntnisse nachvollziehbar
bleiben und ins corporate knowledge eingehen können, und nur so kann man
auch in Zukunft nachweisen, dass handwerklich sauber gearbeitet wurde (z.B.
durch den Nachweis, dass die Modelle validiert wurden).
7. Team Event. War ein ganzes Team an Planung, Durchführung und Auswertung
der Experimente beteiligt, stellt ein abschließendes Team Event sicher, dass man
auch in Zukunft mit Unterstützung rechnen kann, wenn man sie benötigt. Wür-
feln in der Gaststätte bietet sich an . . .
8
Der Statistiker, der annimmt, dass sein Hauptbeitrag zur Planung von Experimenten mit statisti-
scher Theorie zu tun hat, findet oft, dass sein wertvollster Beitrag darin besteht, den Forscher dazu
zu bringen zu erklären, warum er das Experiment ausführen will. . .