
Große Werkstoffdicken erfordern in der Regel auch eine längere Tauchdauer im
Zinkbad. Das Profil mit der größten Werkstoffdicke entscheidet stets über die
Tauchdauer des gesamten Bauteils. Optimal für das Feuerverzinken sind daher
Werkstücke aus Profilen, die eine gleiche oder nahezu gleiche Werkstoffdicke
aufweisen. Große Unterschiede in der Materialdicke sollten möglichst vermieden
werden.
Sie führen zwangsläufig zu großen Unterschieden in der Ausdehnungszeit bzw.
Abkühlzeit und damit zu unvermeidbaren zusätzlichen Spannungen (Möglichkeit
von Verzug, Rissbildung).
Dickenunterschiede von direkt miteinander verschweißten Konstruktionsteilen
sollten das 2,5-fache möglichst nicht überschreiten. Bei größeren Materialstärken
(ab ca. 25 mm) ist der Faktor auf 1,5 bis 2 zu reduzieren. Das Gleiche gilt bei
schweißintensiven Konstruktionen.
Grundsätzlich gilt: Eigenspannungen, die bei der Herstellung der Stahlkon-
struktionen entstehen (verschiedene Fertigungsprozesse wie Schweißen, Brenn-
schneiden, Kaltumformen, Stanzen usw.) sind nur abzuschätzen. Das plastische
Dehnungsvermögen der Baustähle erlaubt es auch auf eine genaue Bestimmung zu
verzichten. Voraussetzung aber ist, dass die Werkstoffauswahl hinsichtlich seiner
Zähigkeit unter Berücksichtigung der Bauteilabmessung und der Einsatztempe-
ratur entsprechend der DASt-Richtlinie 009 und der prEN 1993–1-10 erfolgt.
Bei zu verzinkenden Bauteilen muss besonders darauf geachtet werden, dass die
Eigenspannungen möglichst gering bleiben. Durch konstruktive Maßnahmen und
durch geeignete Fertigung der Konstruktionen wird dies in der Regel erreicht.
Hinsichtlich der maximalen Bauteilabmessungen und der jeweiligen Stückge-
wichte muss eine frühzeitige Abstimmung mit dem Feuerverzinkungsunter-
nehmen erfolgen.
7.5.2
Oberflächenvorbereitung
Konstruktionen aus Profilstahl werden im Allgemeinen unbehandelt in die
Feuerverzinkerei geliefert, wo die zum Feuerverzinken erforderliche Vorbereitung
im Regelfall erfolgt. Allerdings sind normgemäß Verunreinigungen, die nicht durch
Beizen oder Entfetten zu entfernen sind (z. B. Beschichtungen, Schweißschlacken
usw.), vom Anlieferer zuvor zu entfernen. Im Rahmen der Fertigung im
Stahlbaubetrieb werden Konstruktionen im Allgemeinen gestrahlt. Hierbei ist
darauf zu achten, dass Rückstände des Strahlmittels von der Konstruktion (z. B. aus
Ecken und Vertiefungen, Taschen, Profilen und Hohlkonstruktionen) vollständig
entfernt werden müssen.
Bei Brennschnittkanten, insbesondere bei plasmageschnittenen Werkstückkan-
ten, kann es im Bereich der Schnittflächen zu VeränderungeninderWerkstoff-
oberfläche kommen (z. B. Entkohlung). Diese Veränderungen können auch eine
veränderte Eisen-Zink-Reaktion zur Folge haben, mit dem Ergebnis, dass sich
Zinküberzüge ausbilden, deren Dicke unter den geforderten Normwerten liegt. In
solchen Fällen kann es erforderlich werden, die Brennschnittflächen mindestens
0,1 mm abzuarbeiten, z. B. durch Schleifen.
7 Feuerverzinkungsgerechtes Konstruieren und Fertigen
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