3. Integrierte Modelle 30
einstimmt.
Der AAC erhält die letzten 4 Noten des Outputbuffers und bewertet
diese nach ihrer musikalischen Substanz. E r könnte anhand von beliebigem
musikalischen Material trainiert werden, eine Ähnlichkeit zu dem von der
IE gelernten Material muss jedoch bestehen, besonders angesichts des sehr
geringen Wahrnehmungsfensters von nur 4 Noten.
Seine Bewertung hat nun ein Verwerfen oder Beibehalten der letzten
Outputnote zum Effekt sowie ein Nachjustieren der Verbindungsgewichte
der IE. Wie genau diese Gewichte gestört und diese Störungen justiert wer-
den, verrät Thaler nicht. In seinen Auswirkungen wird es dem Prinzip eines
Gradientenabstiegsverfahrens nahekommen, wobei man sich durch langsa-
mes Verstärken oder Abschwächen gezielter Störungen der IE einem lokalen
oder globalen Optimum annähert.
Laut Thaler ist auch die Applikation von Zufallswerten als Inputvektor,
besonders an den Inputs S1 und S2 sinnvoll, um Mischungen der Musikstücke
zu erzeugen.
Die hier beschriebene Strategie beschreibt nur die grundsätzliche Funk-
tionsweise einer Creativity Machine für die Komposition. 2007 brachte das
Unternehmen Imagination Engines ein Album namens Song of the Neurons
auf den Markt, das angeblich rein von ANN – Strukturen komponiert wor-
den war. Dafür wurde laut Homepage [45] eine gänzlich unwissende IE mit
Hilfe von visueller Gesichtserkennung, welche die Stimmung des Mentors
analysiert, trainiert. Die im Genre Trance-Musik angesiedelten Ergebnisse
können nicht von Musik menschlicher Komponisten unterschieden werden,
jedoch entbehren sie jeglicher musikalischer Überraschungen. Die Struktur
der Lieder wirkt sehr vorhersehbar. Es ist zudem auch nicht bekannt, ob bei-
spielsweise die Klangfarben ebenfalls von einer IE ausgewählt wurden und
wie Strukturhierarchien aufgebaut werden. Unterschiedliche IEs für unter-
schiedliche Hierarchieebenen wäre eine mögliche Taktik.
Zuletzt stellt sich die Frage, wie bei einer untrainierten IE überhaupt
noch die der Creativity Machine eigenen Morphingvorgänge zum Einsatz
kommen können, eventuell könnte das nach einem Trainieren anhand der
Gesichtserkennung der Fall sein. Im gegenteiligen Fall verliert eine IE aber
ihre charakteristische Funktionsweise und kann nur noch als einfaches Neuro-
nales Netz bezeichnet werden. Eine gewisse Skepsis ist, zumindest angesichts
mancher Publikationen der Creativity Engines Inc., angebracht:
„This core AI paradigm may be applied to find solutions to
practically everything, whether discovering new life-extending
drugs, controlling truly improvisational robots, or solving extre-
mely complex sociological problems [45].“
„. . . Consider this the miracle of the new religion [45].“