zu übersetzen. Sowohl diejenigen, die die Bedeutung der
Kategorie des Seins anerkannten, als auch diejenigen,
die sie verneinten, gerieten, wie die Geschichte der Phi-
losophie zeigt, periodisch in Sackgassen, weil sie ihre
Voraussetzungen einseitig deuteten. Die ersten neigten
zu Naturalismus oder dogmatischer Objektivation ihrer
Konstruktionen, die sich in diesem Fall als subjektive
Schemata erwiesen. Die zweiten verloren die Intuition
der über der Erfahrung stehenden Einheit der Welt, was
theoretisch und historisch zum Zerfall des Denkens in
nicht miteinander verbundene eigenständige Elemente,
einen leeren Verstand, einen sinnlosen Willen, eine ziel-
lose Vorstellung u. s. w. führte.
Aus der historischen Erfahrung der Kriesenperioden
der Ontologie und den bedeutendsten Versuchen zu ihrer
Überwindung folgt, daß der Begriff des Seins kein Hy-
postasieren der Subjektivität ist, aber auch nicht imstan-
de,
die positive Betrachtung der Realität zu ersetzen. Er
ist kein Spiegel und auch kein Fenster, sondern eher eine
Vitrage, die uns auf die Quelle des Lichts hinweist, aber nur
den Bau ihrer Elemente sichtbar macht. Der Begriff des
Seins spielt in der Philosophie eine Rolle, die der Rolle
der Philosophie im System der Wissenschaften ähnlich
ist: ein beliebiger Inhalt, der in das Feld des Begriffs
des Seins gerät, weist in sich die Grenze zur außertheo-
retischen Realität auf (das entspricht der Rolle des Verbs
«ist» in der Sprache) und eröffnet den Raum, in dem
man, aber nur theoretisch, den Inhalt bis zur Ganzheit
seines Sinns weiterbauen kann. «Sein» baut zusammen
mit den Begriffen und Themen, die durch es in das Den-
ken einbezogen wurden, Schemata, die mit der empiri-
schen Wirklichkeit nicht identisch sind, aber auch nicht
durch den Rahmen des Idealen begrenzt sind. Sozusagen
als Ur-Phänomen des philosophischen Begriffs beweist
die Kategorie des Seins die Einheit von Welt und Sinn,
tritt aber, da sie innerhalb der Grenzen der Theorie
bleibt, als Relikt dieser Einheit oder als Angabe des
Ziels auf. Dieser
Begriff,
eine Art Hüter der Ganzheit
des Universums im Denken, führte in der Philosophie
eine kritische Begrenzung der Angriffe der Einzelaspek-
te der Welt auf den Status der Allgemeinheit durch. An
sich selbst war er in der Geschichte der Philosophie die
einfachste (und von den bewiesenen — die einzige) Art,
•das Absolute zu denken.