
3.3 Beschreibungsmodell 71
nannte F-Verhältnis (F-ratio). Liegt die Teilvarianz deutlich über dem Erwartungs-
wert ist das F-Verhältnis deutlich größer als 1 und die Wahrscheinlichkeit ist groß,
dass es sich hierbei um einen wahren Effekt handelt. Bei großen Feldern stellt 4
die Signifikanzgrenze dar, unter der Annahme einer fünfprozentigen Irrtumswahr-
scheinlichkeit. Bei kleinen Feldern oder voll besetzten Feldern
1
ist der berechnete
Erwartungswert weniger stabil, denn die Zahl der verbleibenden Freiheitsgrade ist
gering. Bei gleicher Irrtumswahrscheinlichkeit muss daher der Grenzwert für das
F-Verhältnis ansteigen. Die Statistik benutzt quasi einen Sicherheitszuschlag. Statt
der Varianz verwenden Auswerteprogramme meist die “Quadratsumme” oder (sum
of squares), weil n
r
, also die Zahl der Versuchsläufe, bei der Quotientenbildung (F-
Verhältnis) ohnehin entfällt. Im Kapitel Statistische Modellbildung wird die ANO-
VA im Detail erklärt.
Ursache Quadratsumme FG F-Quotient p-Wert
A 4,566110 1 491,12 0,0000
B
0,134044 1 14,42 0,0067
C 4,115280 1 442,63 0,0000
D 0,227843 1 24,51 0,0017
E
8,258640 1 888,28 0,0000
AC 0,853954 1 91,85 0,0000
AD
0,048472 1 5,21 0,0564
CE 0,240382 1 25,85 0,0014
Rest 0,065081 7
Tabelle 3.7 ANOVA für das Fallbeispiel Rasensprenger mit 16 Versuchsläufen und fünf Fakto-
ren auf jeweils zwei Stufen. Die Teststreuung ist in diesem Fall so stark, dass kleinere Effekte
als Scheineffekte eingestuft werden und nicht den Grenzwert F
kr it
erreichen. Diese wurden in der
Tabelle bereits aussortiert. Zur Berechnung von F wird zunächst der nicht durch die Effekte erklär-
bare Anteil (Rest) durch die Zahl der verfügbaren Freiheitsgrade geteilt (hier: 16-9, also 7). Diese
“erwartete Quadratsumme pro Freiheitsgrad” gilt als Referenz (hier: 0,00930). F ist der Quotient
aus Quadratsumme und Referenzwert. Der p-Wert bezeichnet die statistische Irrtumswahrschein-
lichkeit für die Entscheidung, den Effekt als wahr einzustufen.
Auswerteprogramme berechnen aus dem F-Verhältnis unter Berücksichtigung
der verfügbaren Freiheitsgrade automatisch die Irrtumswahrscheinlichkeit für die
Annahme, dass der jeweilige Effekt wahr ist. Für diesen p-Wert gilt 0,05 üblicher-
weise als Grenze, entsprechend einer fünfprozentigen Irrtumswahrscheinlichkeit.
Unter 0,05 gilt der Effekt als wahr, über 0,05 als scheinbarer Effekt. Natürlich steckt
in der Festlegung des Grenzwertes eine gewisse Willkür und bei kleinen Feldern
besteht die Gefahr, dass wahre Effekte ausgemustert werden. Der Hypothesentest
sichert leider nur eine Richtung, schützt also davor, einen scheinbaren Effekt als
wahren Effekt anzusehen. Unklar bleibt folglich, mit welcher Wahrscheinlichkeit
ein wahrer Effekt irrtümlicherweise als scheinbarer Effekt eingestuft wird und dem
Beschreibungsmodell verloren geht.
1
Voll besetzte Felder nennt man auch: “gesättigt”.