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Handreichung Biogasgewinnung und -nutzung
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arbeitung der durch den Betrieb erzeugten Güter
dient. Dabei ist eine Beschickung durch einen „...nicht
gänzlich unerheblichen Anteil...“ zu gewährleisten.
Eine Untergrenze ist dabei nicht festgelegt worden.
Bei Gemeinschaftsanlagen müssen die Lieferbe-
triebe nicht in einem räumlichen Zusammenhang mit
der Biomasseanlage stehen, da bei der Zusammenar-
beit mehrerer Betriebe eine gewisse räumliche Distanz
vorhanden ist. Die Betriebe müssen nur „nahe gele-
gen“ sein (vgl. folgender Abschnitt).
Herkunft der Biomasse
Eine positive Änderung im Hinblick auf Gemein-
schaftsanlagen besteht darin, dass nach dem novel-
lierten BauGB die eingesetzte Biomasse überwiegend
aus dem Betrieb des Anlagenbetreibers „...oder aus
diesem und aus nahe gelegenen Betrieben...“ - in der
Regel aus Kooperationsbetrieben – stammt. Das be-
deutet, dass die Anlage – auch bei einem gemein-
schaftlichen Betrieb – mit einem Biomasseanteil von
bis zu 49 % aus Fremdland- (-forst- etc.) beschickt
werden kann.
Mit dem Merkmal „nahe gelegene Betriebe“
möchte der Gesetzesgeber verhindern, dass vermehrt
überregionale Materialtransporte stattfinden (ökologi-
scher - volkswirtschaftlicher Aspekt). Wann jedoch ein
Betrieb als „nahe gelegen“ eingestuft wird, ist noch
nicht abschließend geklärt. So wurde vom Fachver-
band Biogas e. V. der Vorschlag gemacht, die Anla-
gengröße oder die allgemeine Standortdichte der vor-
handenen land- und forstwirtschaftlichen Betriebe als
Bewertungskriterium anzusetzen, um den notwendi-
gen Belieferungsradius zu berechnen.
In jedem Fall ist jedoch eine Einzelfallprüfung er-
forderlich.
Bei Art und Herkunft der Biomasse hat der Anla-
genbetreiber die einzelnen Beschickungsposten so zu
dokumentieren, dass der Baugenehmigungsbehörde
die Kontrolle einer ordnungsgemäßen Beschickung
möglich ist.
Nur eine Anlage je Hofstelle oder Betriebsstandort
Wegen der Beschränkung auf eine Biomasseanlage je
Hofstelle oder Betriebsstandort ist es fraglich, wie die
Fälle zu behandeln sind, bei denen ein Betrieb meh-
rere Teilstandorte aufweist. Die bauliche Anordnung
ist oft dadurch gekennzeichnet, dass nicht alle Stand-
ortteile auf engstem Raum miteinander verbunden
stehen. Auch Bestandteile, die sich in einiger Entfer-
nung zum „Kern“ der Hofstelle befinden, zählen noch
zur Hofstelle. Wie sich jedoch diesbezüglich das Ge-
setz auslegen lässt, ist im Einzelfall zu prüfen. Dabei
werden als maßgebliche Kriterien für die Beurteilung,
ob die Errichtung einer weiteren Biomasseanlage im
Außenbereich zulässig ist, insbesondere das Größen-
verhältnis der „Außenstelle“ zur Hofstelle und das
Maß an Eigenständigkeit im Hinblick auf Organisa-
tion und Produktion herangezogen.
Beschränkung auf 0,5 MW elektrisch
Für die planungsrechtliche Zulässigkeit ist nicht nur
der Standort, sondern die Leistung der Biomassean-
lage ausschlaggebend, die mit einer Beschränkung bis
0,5 MW elektrisch angegeben ist. Insbesondere für die
neuen Bundesländer sind zukünftig höhere Anlagen-
leistungen geplant, um die vorhandenen Biomassepo-
tentiale optimal auszunutzen. Fraglich ist, ob Biomas-
seanlagen mit einer elektrischen Leistung > 0,5 MW
im unbeplanten Außenbereich zugelassen werden
können. Nach Hentschke (2005) ist dies möglich, um
Unsicherheiten zu vermeiden, sollte jedoch auf das
Planungsrecht zurückgegriffen werden.
In beplanten Gebieten empfiehlt sich die Erstel-
lung von Bebauungsplänen. Für die Zulassung einer
Biomasseanlage mit mehr als 0,5 MW elektrisch ist
z. B. ein vorhabensbezogener Bebauungsplan zu er-
stellen, der ein Sondergebiet „Energiegewinnung
durch Biomasse“ ausweist.
Rückbauverpflichtung
Weitere Zulässigkeitsvoraussetzung für den Betrieb
einer Biomasseanlage ist die Übernahme der Ver-
pflichtung, das Vorhaben nach dauerhafter Aufgabe
der zulässigen Nutzung zu beseitigen und den Boden
zu entsiegeln.
Diese Regelung soll einer Beeinträchtigung der
Landschaft durch aufgegebene bauliche Anlagen ent-
gegenwirken.
Falls jedoch die Komponenten einer Biogasanlage
nach Ablauf einer gewissen Nutzungsdauer umge-
nutzt werden und diese Umnutzung außenbereichs-
verträglich ist, entbindet eine Nutzungsänderung von
der Rückbauverpflichtung, sofern sie nach § 35 Abs. 1
oder Abs. 2 zulässig ist.
7.2.1.2 Genehmigungsverfahren
Ob die geplante Biogasanlage nach Baurecht oder
nach Bundes-Immissionsschutzgesetz genehmigt
wird, ergibt sich aus den in Abb. 7-1 aufgeführten Kri-
terien und Grenzwerten.
In der 4. BImSchV, Anhang 1, werden Anlagen-
grenzen aufgeführt, nach denen eine Zuordnung der
betreffenden Anlage zum durchzuführenden Geneh-