
4.2 Variabilitäten und Prozesssteuerung 217
abhängen und unter anderem durch [FUN01] beschrieben werden. Generell führt
die AGR zu einer Reduzierung des Sauerstoffanteils der Zylinderladung. Das
geschieht entweder dadurch, dass die Ladungsmasse bei unveränderter Luftmasse
durch das rückgeführte Abgas erhöht wird (Gemischansaugung) oder durch Ab-
senkung der Luftmasse bei unveränderter Ladungsmasse (Luftansaugung). Die
dadurch bedingte Reduzierung des Sauerstoff-Partialdruckes verlangsamt die
Flammenausbreitung, erhöht die Brenndauer und führt zu geringeren Spitzendrü-
cken und –temperaturen. Den größten Beitrag an der temperatursenkenden Wir-
kung durch AGR hat der sogenannte Verdünnungs- oder Inertgaseffekt [LAD96a].
Die chemisch umgesetzten und rückgeführten Abgasbestandteile nehmen nicht
erneut an der Verbrennung teil. Die durch die chemische Reaktion freigesetzte
Wärme verteilt sich daher auf eine größere Ladungsmasse, sodass insgesamt ge-
ringere lokale und globale Gastemperaturen erreicht werden. Ein weiterer Effekt
stellt sich durch die bnderung der kalorischen Stoffgrößen des Arbeitsgases infol-
ge geänderter Ladungszusammensetzung ein. Da bei der Abgasrückführung ein
Teil der Ansaugluft durch die dreiatomigen Verbrennungsprodukte H
2
O und CO
2
ersetzt wird und diese Abgasbestandteile höhere spezifische Wärmekapazitäten
aufweisen als Luft, führt die AGR in Summe zu einem Anstieg der Wärmekapazi-
tät bzw. einem Absinken des Isentropenexponenten der Zylinderladung. Das ge-
steigerte Energieaufnahmevermögen wird auch aus thermische Drosselung be-
zeichnet und äußert sich in niedrigeren Verdichtungsend- und lokalen Verbren-
nungstemperaturen.
Sofern es zu einer Dissoziation des Verbrennungsgases kommt, bei dem CO
2
und H
2
O unter Wärmeaufnahme (endotherm) zerfallen, werden die Temperaturen
ebenfalls reduziert. Nach [LAD96b, LAD97a, LAD97b] liegt der Einfluss durch
Dissoziation auf die NO
x
-Absenkung in etwa gleicher Größenordnung wie der
Einfluss durch thermische Drosselung.
Die Wirksamkeit der Abgasrückführung steigt mit fallender Temperatur der zu-
rück geführten Abgase, weshalb gerade im Dieselbereich zusätzlich eine Abgas-
kühlung zum Einsatz kommt [KLO03]. Diese Kühlung verbessert die Zylinderfül-
lung und erhöht die AGR-Verträglichkeit [LUT03]. Neben einer drastischen Ab-
senkung der Stickoxidemissionen ist durch Abgasrückführung bei drosselgesteuer-
ten bzw. gemischansaugenden Ottomotoren in der Teillast auch eine Senkung des
Kraftstoffverbrauches möglich. Infolge des Anstiegs der Ladungsmasse durch
AGR ist eine geringere Drosselung erforderlich, sodass die Ladungswechselver-
luste insbesondere in der Teillast entsprechend abnehmen. Zu hohe Restgasanteile
führen bei Ottomotoren jedoch zu einer erschwerten Entflammung, ggf. zu Zünd-
aussetzern sowie zu einem unrunden Motorlauf mit entsprechend hohen HC-
Emissionen. Die dadurch bedingten Komforteinbußen wirken sich bei Motoren
mit geringer Zylinderzahl besonders stark aus. Um die Restgasverträglichkeit zu
steigern, ist eine gezielte Ladungsbewegung z.B. in Form eines Dralls nötig.
Abbildung 4.53 zeigt den Einfluss einer drallbehafteten Ladungsbewegung auf
die Restgasverträglichkeit im Teillastbetrieb eines kleinvolumigen Ottomotors.
Bei geöffneter Drallklappe tragen sowohl der Tangentialkanal als auch der zweite
Einlasskanal zur Füllung des Zylinders mit Frischgemisch bei. Aufgrund der da-
durch bedingten, geringen Ladungsbewegung ist nur ein Restgasanteil von etwa