trainiert werden kann. Die Bewusstmachung des phonetischen Systems mit seinen Regeln
sowie seinen artikulatorischen und intonatorischen Mustern ist zwar hilfreich, kann die
Automatisierung der Abläufe aber keinesfalls ersetzen.
Mit der ständigen Wiederholung phonetischer Übungen können Lernende ihre sprach-
lichen Kompetenzen auch insgesamt verbessern. Phonetische Grundlagen beeinflussen den
Sprachlernprozess positiv, sie fördern das verstehende Hören, das freie Sprechen und die
Identifikation mit der Zielsprache.
Deshalb wurden die Phonetikübungen in das Lektionsthema eingebaut. In den Phonetik-
übungen finden Sie das Wortmaterial und die grammatischen Schwerpunkte der jeweiligen
Einheit wieder. Umgekehrt kann und sollte man die phonetischen Schwerpunkte auch auf
andere Übungen übertragen. Vor allem Monologe, Dialoge und Lesetexte eignen sich zur
Wiederholung und Anwendung der Aussprache und Intonation, auch wenn diese nicht mit
dem Phonetiksymbol ausgewiesen sind.
Häufig müssen im Ausspracheunterricht Sprechhemmungen abgebaut werden, weil die
sprecherische Identität als verändert wahrgenommen wird. Es ist erforderlich, sich mit der
eigenen Sprechweise in der fremden Sprache neu zu identifizieren. Die Lernprogression
verläuft in der Phonetik anders als auf anderen Sprachebenen: Interferenzen können sich
als sehr langlebig und hartnäckig erweisen. Deshalb kommt dem Wiederholen von Mustern
eine zentrale Bedeutung im Phonetikunterricht zu.
Folgende Varianten bieten sich für phonetische Übungen an:
1. Die Sprechübungen können in Lautstärke (laut, leise), Sprechtempo (langsam, schnell)
und Stimmlage (hoch, tief) variabel gestaltet werden. Hier kann man sich ausprobieren
und einmal etwas bewusst „falsch“ oder „anders“ machen. Besonders hilfreich ist die
Realisierung emotionaler Formen. Es lohnt sich, die Übungen freundlich, ärgerlich,
verwundert, ängstlich usw. zu sprechen – das kann bis zur Theatralik reichen, je nach
Talent und Lust der Lernenden.
2. Gestalten Sie die emotionalen Sprechweisen als Wettspiel: Welche Stimmung wollten die
Lernenden vorstellen? Wer kann es noch besser? Des weiteren können Körperbewe-
gungen und Gesten die Übungen auflockern und gleichzeitig den Übungseffekt steigern:
Melodieverläufe und Pausen mit den Armen zeigen, Akzente mit einem Handklatsch
markieren und verstärken, lange oder kurze Vokale zwischen den Händen dehnen oder
stauchen, Fortis-Konsonanten mit einem Faustschlag stärken usw.
3. Alle Tonbeispiele der Audio-CD und des Videos können für phonetische Übungen
genutzt werden, auch wenn sie nicht explizit als solche markiert sind. Die Sprecher/
innen geben muttersprachliche Lautungs- und Intonationsmuster vor, die man nachspre-
chen oder mitsprechen kann. Auch das Mitsummen ist hilfreich, besonders zur Verdeut-
lichung der deutschen Intonation. Die Lernenden können dann ihr eigenes lautes Spre-
chen oder Lesen aufnehmen und mit den deutschen Sprecherinnen und Sprechern
vergleichen. Je nach technischen Möglichkeiten eignet sich diese Anregung sowohl für
das Unterrichtsgeschehen als auch für das Selbststudium zu Hause.
Akzentuierung, Rhythmus und Melodie bestimmen den Klang einer Sprache und sind für
das Sprachverstehen von entscheidender Bedeutung. Die Erfahrungen des Deutschunter-
richts zeigen, dass eine ungenügende intonatorische Sprechgestaltung stärker stört als die
falsche Aussprache einzelner Laute. Deshalb werden in
studio d zuerst die intonatorischen
Mittel geübt. Sie bilden die Grundlage und müssen bei der Aneignung der Vokale und
Konsonanten bereits richtig angewendet werden. Das Deutsche gehört zu den akzentzäh-
lenden Sprachen, d.h. die Satzakzente werden in annähernd gleichen Abständen gesetzt.
Die Satzakzente liegen im Allgemeinen nur auf solchen Silben, die in Wörtern als Akzent-
stellen festgelegt sind. Die Wahrnehmung und Anwendung der Wortakzente ist daher
Grundlage der Satzakzentuierung, des Rhythmus und der Sprechmelodie.
Wir hoffen, dass diese Erläuterungen zum Konzept von
studio d für Sie hilfreich sind, und
wünschen Ihnen viel Spaß und Erfolg bei der Arbeit mit dem Lehrwerksverbund
studio d!
Ihr Autorenteam
Hermann Funk, Christina Kuhn, Silke Demme
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Das Konzept
Phonetik und Aussprachetraining