Die Karlskirche ist das Meisterwerk des größten Baumeisters Wiens, eines der größten Baumeister der Welt,
Fischer von Erlach. Auch Menschen, die wenig von Architektur verstehen, empfinden die Lieblichkeit der
Karlskirche, die den Triumph der Gegenreformation und den Geist der Stadt symbolisiert.
Das Schloß Schönbrunn, Residenz der Habsburger, wurde von Fischer von Erlach im 17. Jahrhundert
begonnen und von den Architekten Pacassi und Hohenberg vollendet. Der Name Schönbrunn kommt von dem
„Schönen Brunnen“, der im Park liegt, welcher das Schloß umgibt. Obwohl Schönbrunn nicht ein
architektonisches Meisterwerk wie die Karlskirche ist, hat es als Residenz der Habsburger große historische
Bedeutung. 1815 kamen Kaiser und Könige, Generäle und Diplomaten aus allen Ländern Europas hier
zusammen. Es war das Jahr des Wiener Kongresses, der die Napoleonischen Kriege beendete.
Das Schloß Belvedere ist von Lukas von Hildebrandt, dem zweiten großen Architekten jener Zeit
geschaffen. Es war die Residenz Prinz Eugens, eines der bedeutendsten Generäle in der Geschichte Österreichs.
Auf allegorischen Reliefs im Belvedere erscheint Eugen nicht nur als militärisches Genie, sondern auch als
Apostel der Kultur.
Im ausgehenden achtzehnten und im neunzehnten Jahrhundert wurde Wien ein Musikzentrum der Welt.
Während die Nationalhelden in vielen Ländern Freiheitskämpfer sind, sind die Nationalhelden Österreichs
Musiker — Gluck, Haydn, Mozart, Beethoven, Schubert, Brahms, Mahler, Richard und Johann Strauß.
Obwohl, nicht alle in Wien geboren wurden, verbrachten sie wichtige Jahre ihres Lebens dort. Die Häuser, in
denen sie gewohnt haben, sind heute Museen. Beethoven wurde in Bonn geboren und lebte erst seit 1792 in
Wien. 1809 wollte ihn der König von Westfalen für seinen Hof. Aber Beethoven schrieb dem König von seiner
Liebe zu Wien, „von seinem Patriotismus für sein zweites Vaterland“. Brahms wurde in Hamburg geboren,
kam 1862 und verliebte sich in die musikalische Stadt wie Beethoven.
Gluck, der Reformator der Oper, war 1756 von Bayern nach Wien gekommen und wurde hier
Hofkapellmeister. Er war für Klarheit und Einfachheit der Opernhandlung, gegen die italienische Tradition, bei
welcher der Virtuosengesang im Vordergrunde stand. Dieses Ziel hat Gluck erreicht. Das erste deutsche
Musikdrama, in dem Musik und Handlung verschmelzen, ist seine Oper „Orpheus und Eurydike“ (1762).
Während Gluck als Opernkomponist eine bedeutende Rolle spielte, wurde Haydn der Schöpfer der
klassischen Symphonie, der Schöpfer eines neuen Orchesters und einer neuen Instrumentierung.
Mozart ist die erstaunlichste Erscheinung in der Musikgeschichte. „Eine Erscheinung wie Mozart bleibt
immer ein Wunder, das nicht weiter zu erklären ist“, sagte Goethe zu seinem Freund. In einem kurzen Leben
von sechsunddreißig Jahren schrieb er über sechshundert Werke: Opern und Symphonien, Sonaten und
Kantaten, religiöse Musik und Kammermusik. Mozart wurde 1756 in Salzburg geboren. Er spielte im Alter von
drei Jahren Klavier und Violine im Alter von sechs. Seit seinem fünften Lebensjahr komponierte das
Wunderkind Pianostücke. Schon als kleiner Junge machte er mit seinem Vater Konzertreisen durch halb
Europa. Mit vierzehn Jahren wurde Mozart Kapellmeister in Salzburg. Da er dort unglücklich war, ging er 1781
nach Wien. In seinen Opern suchte er dasselbe Ideal zu verwirklichen wie Gluck vor ihm. Seine Musik
verschmilzt nicht nur mit der Handlung, sondern auch mit dem individuellen Charakter der Charaktere. Er hatte
schwer zu kämpfen. Die Intrigen gegen ihn waren zahllos. Seine erste Oper „Figaro“ fiel durch. Sein erster
voller Triumph als Opernkomponist kam mit dem „Don Juan“ (1787). „Die Zauberflöte“, die berühmte
deutsche Oper, in der Freiheit und Brüderlichkeit besungen werden, schrieb er kurz vor seinem Tode. Als
Liederkomponist ist Mozart nicht so bedeutend. Aber einige Jahrzehnte nach seinem Tode fand Franz Schubert
ein großes lyrisches Werk vor, das zu Mozarts Lebzeiten noch unbekannt war,
1797 in Wien geboren und 1828 dort gestorben, ist Franz Schubert, der Musiker, dem wie keinem anderen
Liedermelodien in unendlicher Fülle kamen. Wie die Brüder Grimm das Märchen, so hat Franz Schubert das
Lied zum Kunstwerk erhoben. Die Melodien, die er zu den Gedichten deutscher Lyriker komponierte, zeigen
Phantasie, Frische und einen Reichtum harmonischer Erfindung. Zu seinen Lebzeiten fanden seine Werke fast
kein Echo. Wenige kannten und verstanden ihn. Sein ganzes Leben kämpfte er mit der Armut. Außer einem
Engagement als Hausmusiklehrer lebte er von seinen Kompositionen, die ihm wenig einbrachten, und von
Freunden, die ihm von Zeit zu Zeit halfen.
Die Namen von fünf der berühmten Wiener Komponisten, Gluck, Haydn, Mozart, Schubert und Bruckner
findet man in der Geschichte der Wiener Sängerknaben. Diese haben eine große Tradition und sind in der
ganzen Welt bekannt.
Spricht man von älterer, klassischer Musik, so denkt man an Wien, spricht man von Walzer- und
Operettenkomponisten zum Beispiel Johann Strauß oder Franz Lehar, so denkt man an Wien.
Leichte Musik hört man in manchen der Kaffeehäuser, die in jeder Straße und im Prater zu finden sind. Das
Kaffeehaus ist eine österreichische Institution: eine Art demokratischer Klub, wo jeder Gast für den Preis einer